Angst, dass der Penis schrumpft: Wegen der IPP will er keinen Sex mehr haben

Er hatte zwei Jahre lang Schmerzen im Penis, war bei unzähligen Ärzten und meint jetzt, er habe Morbus Peyronie, und zwar ganz schlimm

Habe Angst, dass mein Penis schrumpft wegen Krümmung (IPP)

Hallo Beatrice.
Ich hatte vor 2 Jahren kurz nach der Trennung von meiner ersten Freundin Schmerzen in meinem Penis. Diese Schmerzen waren massiv, verbunden mit Erektionsproblemen, und hielten 2 Jahre an. Ich kontaktierte unzählige Ärzte, per mail und persönlich. War 2 Wochen im Krankenhaus und bei Spezialisten. Niemand fand etwas.
Schließlich gingen die Schmerzen vor ein paar Monaten zurück. Es schien alles wieder normal.
Während meiner Schmerzzeit kam bei mir die Gewissheit auf, an Morbus Peyronie erkrankt zu sein. Das ist eine unheilbare Peniskrankheit, wo durch Narbengewebe in der Schwellkörperhülle des Penis Schmerzen entstehen, zum Teil mit schlimmer Verformung und starker Schrumpfung des Penis, sowie irgendwann zunehmende Erektionsprobleme. Ich war über Monate in einem Forum angemeldet und habe die Beiträge anderer Betroffener gelesen. Man vermutet, dass 3 bis 20% aller Männer betroffen sind, wobei jüngere deutlich seltener betroffen sind als ältere. In dem Forum fand ich es schrecklich, die Berichte der Patienten zu lesen. Sie leiden an Depressionen wegen ihrer Krankheit, wollen nicht mehr leben und es gibt keine Hoffnung und keine Heilung für sie. Bei einigen ist der Penis von vormals 18 cm auf jetzt nur noch 10 cm geschrumpft, durch die Schwellkörperverkalkung. Ich finde die Vorstellung entsetzlich. Man kann zwar operieren, wenn die Verformung zu schlimm ist, aber das hilft auch nicht viel und gegen die Schrumpfung kann man eh nix machen.
Das ganze hat mich so geprägt, dass ich beschlossen habe nie wieder Sex zu haben. Ich hatte ja gerade nochmal Glück und sehe die Schmerzen und mein Lesen über Peyronie als „Chance“. Denn man vermutet, dass es durch leichte, unbemerkte Verletzungen beim Sex entsteht. Ich habe jetzt Angst vor Sex. Ich bin der Meinung, eine Frau benutzt nur meinen Penis, möglicherweise in gefährlichen Stellungen, wo der Penis leicht reißen könnte (z.B. wenn sie oben ist…), um sich zu befriedigen, ohne einen geringsten Gedanken, dass ich diese Krankheit kriegen könnte. Die meisten Männer wissen ja auch nicht mal, in welcher Gefahr sie sich befinden…
Wegen dieser Angst, dass mein Penis schrumpfen und sich verformen könnte, kann und will ich keinen Sex mehr haben. Ich habe mit Freunden darüber gesprochen, die es aber nicht verstehen können. Die denken, das Risiko wäre es wert. Findest du, ich bin verrückt zu verzichten, oder leuchtet dir mein Gedankengang auch ein? Falls es jemals eine Heilung für die Krankheit geben sollte, würde ich auch wieder Sex haben, aber bis dahin ist es mir zu gefährlich. Ich will nicht, dass mein Penis schrumpft…
Beste Grüße,
Mo (30)

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Lieber Mo,
Foren im Internet sind sehr oft keine gute Quelle für die Eigendiagnose, sondern man kann da auch eine Menge Schwachsinn und übertriebene Schilderungen lesen. Du weißt nicht, wer da jeweils schreibt, und eine „Schrumpfung“ des Penis kann auch durch Übergewicht oder Missbrauch von Mitteln wie Anabolika kommen.

Ich glaube nicht, dass du die Morbus Peyronie (besser bekannt als Induratio Penis Plastica, kurz IPP) hast. Denn das Hauptmerkmal einer IPP besteht nicht in Schmerzen, sondern in Verhärtungen des Penis und einer Verformung (fast immer eine Krümmung) des Penis. Die Verhärtungen sind immer tastbar oder messbar, und da selbst der Besuch bei Spezialisten und ein zweiwöchiger Klinikaufenthalt bei dir nichts ergeben haben, ist es ÜBERAUS UNWAHRSCHEINLICH, dass du IPP hast. Auch stellst du es so dar, als ob es praktisch immer zu einer Schrumpfung des Penis kommt. Das ist falsch! In den allermeisten Fällen entsteht eine Krümmung im Penis; diese ist oftmals nur leicht, manchmal auch stärker, und wenn sie stark ist, ist natürlich auch die Länge des Penis in der Erektion kürzer, aber man kann nicht sagen, dass er wirklich schrumpft, z.B. auch im Umfang, und schon gar nicht entsteht, wie du behauptest, eine „starke Schrumpfung des Penis“.
Also um es nochmal klarer zu sagen: Da eine IPP gut zu diagnostizieren ist und du in ausführlicher ärztlicher Behandlung warst und NICHTS gefunden wurde, hast du keine IPP.
Insofern wird dein Penis weder schrumpfen noch sich verformen und du kannst aufhören, dich in solche unschönen Gedanken reinzusteigern.

Du schreibst:
„man vermutet, dass es durch leichte, unbemerkte Verletzungen beim Sex entsteht.“
Auch das ist falsch! Denn wenn es stimmen würde, hätte jeder Mann, der viel und wilden Sex hat, eine IPP. Dem ist aber ganz und gar nicht so.

Du schreibst:
„Ich habe jetzt Angst vor Sex. Ich bin der Meinung, eine Frau benutzt nur meinen Penis, möglicherweise in gefährlichen Stellungen, wo der Penis leicht reißen könnte (z.B. wenn sie oben ist…), um sich zu befriedigen, ohne einen geringsten Gedanken, dass ich diese Krankheit kriegen könnte. Die meisten Männer wissen ja auch nicht mal, in welcher Gefahr sie sich befinden.“
Wie man sich nach meiner obigen Antwort bezüglich der Verletzungen denken kann, sind auch diese Annahmen Unsinn.
Und wie kommst du bloß auf die Idee, dass Frauen deinen Penis nur nur „benutzen, um sich daran zu befriedigen“? Was hast du denn für eine seltsame Vorstellung von Frauen und ihrer Art, sich zu befriedigen?
Hattest du schon mal den Gedanken, dass dein Kopf (bzw dein Unbewusstes) sich vielleicht solche Dinge ausdenkt, weil du tief im Innern Angst vor Sex hast? Und dass die Schmerzen beim Sex daher kommen könnten, dass du Sex und Frauen irgendwie ablehnst oder bedrohlich findest? Aber da ja ein Mann nicht über sich denken möchte, dass er Angst vor Sex und Frauen hat, weil das sein Selbstbild sehr erschüttern würde, entwickelt der Kopf gewisse Überzeugungen, damit man einen Grund hat, Sex (und vielleicht auch Beziehungen mit Frauen) für immer zu meiden.
So etwas kommt übrigens gar nicht so selten vor; die meisten der betroffenen Männer haben nie oder recht spät Geschlechtsverkehr mit einer Frau.

Und bitte schau dir die Texte unten in „Verwandte Beiträge“ an!

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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