Erniedrigende Sex-Phantasien: Fiese Kerle benutzen / zwingen mich zum Sex

Um zum Orgasmus zu kommen, brauche ich Fantasien, wo ich sexuell benutzt und genötigt werde; will diese Fixierung loswerden. Wie geht das?

Liebe Beatrice!
Ich (w, 28) bin in einem sehr konservativen, religiösen Elternhaus aufgewachsen, in dem Sex ein großes Tabuthema war und Selbstbefriedigung als Sünde gesehen wurde. Während der Pubertät legte ich mir daher erniedrigende Sex-Phantasien zu – denn ich konnte mir ja irgendwie nicht vorstellen, so etwas “Schmutziges” mit jemandem zu machen, den ich liebe/für den ich Gefühle habe. In meinen Phantasien beim Masturbieren ging es daher meist darum, dass ich auf irgendeine Weise zum Sex gezwungen oder “benutzt” wurde – meist von eher unsympathischen Figuren.
Trotzdem war es mir später möglich, von meinem ersten Freund erregt zu werden. Und auch bei meinen weiteren Beziehungen/Begegnungen war es für mich selten ein Problem, Erregung zu verspüren – obwohl die Situation nichts mit meinen Teenager- und Masturbationsphantasien zu tun hatte.
Allerdings änderte sich das jeweils beim Geschlechtsverkehr. Sobald es denn dazu kam, hatte ich Spaß und empfand die Stimulation als aufregend und elektrisierend – zum Orgasmus jedoch komme ich nur, wenn ich im Kopf wieder meine erniedrigenden Fantasien einschalte.
Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass ich mich nicht wirklich gehen lassen kann – was nicht heißt, dass ich Hemmungen habe, aber dass ich Schwierigkeiten habe, Sex nicht als Performance anzuschauen. Es ist mir wichtig, eine gute Liebhaberin zu sein, vor allem wenn mir der Mann wirklich gefällt, und dabei fällt es mir oft schwer meinen Kopf abzuschalten.
In der Vergangenheit hat mich das nicht so sehr gestört, aber da ich nun einen Mann gefunden habe, mit dem ich eine Zukunft sehe und mit dem alles besser ist als jemals zuvor, möchte ich das ändern.
Meine Tendenz zum Devoten sehe ich nicht als ein Problem, schließlich kann ich das in gesundem Maße mit meinem Freund ausleben. Jedoch möchte ich lernen, mich völlig gehen zu lassen, ohne mir dabei vorzustellen, dass ich von irgendeinem unsympathischen Kerl sexuell genötigt werde.

Für einen Rat, wie ich meine alten Muster etwas loslassen kann, bin ich Ihnen sehr dankbar!
Fantasia (28)

Liebe Fantasia,
ich seh´s auch nicht wirklich als Problem, denn Sie haben ja durchaus Spaß am Sex und sind in der Lage zu kommen. Aber ich versteh natürlich auch, dass Sie gewisse Details gern ändern würden.
Sie können erst mal folgenden Ansatz versuchen:
Mental sind Sie ja zum Erreichen des Orgasmus konditioniert auf dieses Benutztwerden von „unsympathischen Figuren“. Das heißt, Sie müssen sich um-konditionieren auf andere Reize und/oder Phantasien. Am besten fangen Sie damit beim Masturbieren an – das heißt, Sie sollten in den nächsten 2-3 Monaten allen Willen aufbringen, auf die üblichen Phantasien zu verzichten und andere Phantasien und Bilder auszuprobieren, am besten solche, die zu Ihrem Freund und dem Sex mit ihm passen. Das kann zwar bedeuten, dass es auch erst mal holpert mit der Erregung und dem Orgasmus, aber das wäre ja nur vorübergehend.
Nutzen Sie dazu ruhig auch „erotisches Material“, also Porno-Bilder, -Clips, -Filmchen, erotische Literatur, Sexspielzeug (z.B. Vibratoren). Alles, was hilft, Sie von der gewohnten Schiene wegzubringen bzw diese zu erweitern, ist gut.
Auch beim Sex mit Ihrem Freund sollten Sie bereit sein, für ein paar Wochen das Ziel „Orgasmus“ beiseite zu legen und stattdessen den Fokus auf das Herumprobieren und Experimentieren zu legen. Was könnte Sie erregen, abgesehen vom Bisherigen?
Reden Sie auch offen mit Ihrem Freund über all diese Dinge. Keine Sorge, er wird nicht negativ über Sie denken – im Gegenteil, er wird sich geehrt fühlen, dass Sie sich ihm anvertrauen.

Was das Thema „sich gehen lassen“ betrifft, wäre es zu kompliziert, wenn ich das jetzt mit Ihnen auseinanderklamüsern würde (denn ich müsste dazu in eine ausführliche Kommunikation mit Ihnen gehen), aber dem Thema können Sie sich gut auch in Eigenregie nähern. Bitte besorgen Sie sich mein Buch “Sexbewusstsein: So finden Sie erotische Erfüllung” und machen Sie möglichst alle darin genannten Übungen und Aufgaben; das wird Sie auf jeden Fall weiterbringen.

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Ganz liebe Grüße und viel Spaß
Beatrice Poschenrieder