Ihre Lust auf Sex und auf Oralverkehr hat stark nachgelassen
Ist es „normal“, dass in einer festen Beziehung und innerhalb weniger Jahre die Lust auf Sex stark zurückgeht? Muss man das so hinnehmen?
Hallo Beatrice!
Ich bin jetzt seit 3 Jahren mit meiner Partnerin zusammen. Im ersten Jahr hatten wir häufig Sex, oft ging die Initiative auch von Ihr aus. Leider ist das heute nicht mehr so. Wir haben eigentlich nur noch Sex, wenn ich den Anfang mache und falls Sie dann grade Lust hat, und das kommt höchstens zweimal pro Monat vor. Auch mag Sie es überhaupt nicht mehr, wenn ich Sie lecken will, obwohl ich das sehr mag. Sie bläst mir zwar hin und wieder einen, aber ich hab immer das Gefühl, Sie macht es nur, um den „richtigen“ Sex zu vermeiden.
Ich weiß nun auch nicht mehr so richtig, was ich noch machen soll. Nur eins ist mir klar, ewig kann das nicht so weitergehen.
Ich würde mich über deinen Rat und deine Tipps freuen…
Tom (ohne Altersangabe)
Lieber Tom,
leider ist das ein sehr verbreitetes Problem, was du da ansprichst. Die meisten nehmen es einfach hin als „Beziehungs-Abnutzungs-Erscheinung“ und finden sich damit ab, aber einige, denen Sex wichtig ist (so wie dir), eben nicht.
Ich möchte dir folgendes vorschlagen:
Lies zuerst einmal die Briefe
• „Ich habe keine Lust auf Sex“
und
• „Wie bringen wir wieder Spannung in unser Liebesleben?“.
Oder noch viel ausführlicher findest du solche Infos in meinem Buch “Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!”.
Darin gibt es unter anderem einen Riesen Teil extra für Männer: Was man tun kann, damit die Partnerin mehr Lust hat sowie experimentier- und gebefreudiger ist.
Streiche dir ein paar Dinge an, die du ausprobieren möchtest. Dann setz es nach und nach in die Tat um und schau, was passiert.
Natürlich solltest du auch mit deiner Partnerin reden: ihr sagen, dass du gern wieder öfter mit ihr Intimität teilen würdest, und sie fragen, ob du etwas tun kannst, damit sie wieder mehr Lust hat oder damit sie auch mal wieder von sich aus auf dich zukommt. Lass sie reden und hör ihr freundlich und geduldig zu, selbst wenn sie etwas sagt, was dir nicht schmeckt (behalt nur dein Ziel im Auge: mehr und besseren Sex!).
Du schreibst:
„Sie bläst mir zwar hin und wieder einen, aber ich hab immer das Gefühl, Sie macht es nur, um den ‚richtigen‘ Sex zu sparen.“
Die Frage ist: Ist ihr der Verkehr zu einer „leidigen Pflicht“ geworden, wenn sie offenbar lieber bläst als dich „mal eben reinzulassen“? Wenn ja, warum? Ist sie nicht feucht genug? Dauert´s ihr zu lang? Macht´s ihr keinen Spaß mehr? Auch darüber solltest du mit ihr reden. Das Gespräch solltest du in einer nicht-sexuellen Situation führen, damit sie danach in Ruhe drüber nachdenken kann.
Bei anderer Gelegenheit solltest du sie fragen, warum sie sich nicht mehr lecken lassen will. Auch hier gilt: freundlich und geduldig zuhören! Sonst entstehen nur Blockaden zwischen euch, die der Lust alles andere als förderlich sind.
Hierzu eine Anmerkung aus meinem persönlichen Nähkästchen: Auch ich hatte mal einen Freund, der mich gern oral „beglückte“ und bei dem ich das nach einer Weile nicht mehr so mochte. Ich sag dir, warum: Er benutzte Oralsex als Abkürzung zum Verkehr. Er war zu faul, mir ein zärtliches und abwechslungsreiches Vorspiel zu geben, und dachte, er müsste nur schnurstracks mit der Zunge zwischen meine Beine und ich wäre ruckzuck willig für´n Verkehr. Rein körperlich funktioniert das auch, aber meine Vorstellung von gutem und schönem Sex ist was ganz anderes. Wenn ein Mann nicht mehr bereit ist, auch nur ein wenig Zeit und Einfallsreichtum in unser Liebesleben zu investieren, vergeht vielen Frauen die Lust.
Noch ein kleiner Hinweis am Rande… Alle Männer, die mir bisher begegneten, die die zu ihrer Partnerin gehörigen Pronomen groß statt, wie es gehört, klein schrieben (also „Sie“ statt „sie“, „Ihr“ statt „ihr“ usw.), stellen die Partnerin unbewusst über sich; das heißt, „gefühlt“ ist sie größer und stärker als er, daher lässt er zu, dass sie in wichtigen Bereichen (wie etwa dem Sex) dominiert – sprich, sie bestimmt, was geht und was nicht. Und das weiß sie unbewusst auch. Sie weiß, dass sie über den Sex bestimmen kann und ihm so wenig geben kann, wie es ihr passt, und er bleibt trotzdem. Dies macht den Mann für die Frau natürlich nicht sexier, im Gegenteil. Das Gegenmittel ist also, dass der Mann sich mit seinen Verlustängsten auseinandersetzen und sie in den Griff kriegen muss und innerhalb der Beziehung (wieder) stärker werden muss. (Das ist in einem anderen Buch von mir genauer beschrieben, nämlich «Sexbewusstsein».)
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder