Er macht sexuell ständig Druck, dabei ist seine Sex-Art nicht mal gut. Mir vergeht´s…
Hallo Beatrice,
ich habe zum Thema Sexfrust fast alle Briefe gelesen und bin überrascht… fühle mich in vielen Punkten endlich mal verstanden. Und obwohl viele ähnliche Probleme hier abgehandelt sind, ist es bei mir irgendwie noch komplizierter:
Mein Freund und ich, wir sind seit 7 Monaten zusammen, er hat 2 Kinder (2 + 7 Jahre alt, die alle zwei Wochen bei ihm sind), wohnen nicht zusammen. Anfangs hatten wir viel Sex miteinander, ich brauchte ihn nur zu berühren, meist an seinen Brustwarzen und schon schmolz er dahin, „so gefühlvoll hat mich noch keine Frau berührt“, sagte er immer; schon bald war ich von dieser Vorgehensweise genervt, weil ich fast neidisch auf dieses Gefühl war. Ich wollte auch so gefühlvoll berührt werden.
Unser Sex gestaltete sich dann immer so: Ich berührte ihn, er schmolz dahin, drang in mich ein, bis er zum Höhepunkt kam, oder ich brachte ihn auf andere Weise zum Orgasmus. Und weil er nicht allein dastehen wollte, versuchte er mich anschließend oral zu befriedigen; ich fühlte irgendwann einen gewissen Druck, jetzt unbedingt ebenfalls zum Höhepunkt kommen zu müssen, für ihn gehört das ja schließlich dazu… Je deutlicher mir dieses Schema F wurde, desto weniger frei war ich dafür und hatte irgendwann immer weniger Lust auf Sex mit ihm.
Ebenfalls nach 2-3 Monaten entfaltete meine neue Pille (Behandlung von Cysten und Myomen) ihre volle Wirkung, d.h. Libido-Verlust! Dass es unter Hormoneinnahme weniger wird mit der Lust, war mir bekannt, doch dieses Präparat hatte eine so starke Wirkung, dass ich innerlich nicht mehr das Gefühl hatte, überhaupt „Frau“ zu sein, ich fühlte mich in Bezug auf Lust „gefühlstot“. Das kam also erschwerend hinzu.
Wir vereinbarten miteinander, dass ich mir ein anderes Präparat verschreiben lasse, während wir gemeinsam an seiner Qualität von Berührungen mit Hilfe von Gesprächen, Büchern und Videos etc. arbeiten, denn obwohl er in seiner Vergangenheit sehr sehr häufig Sex hatte, ließ die Qualität zu wünschen übrig (er hat keine Bewegung im Becken beim Akt, sondern rutscht im ganzen hoch und runter, ist oft tollpatschig, zieht mich aus Versehen oft an den Haaren, wenn er sich abstützen will o.ä., quetscht mir die Brust o.a. aus Versehen ein, dringt zu schnell in mich ein, was dann schmerzlich ist… Das hat mich sehr gestört und auch schon wütend gemacht, weil dann meine ohnehin schon verringerte Lust gänzlich verschwand).
Ich habe eine neue Pille bekommen, viel schwächer, und gleichzeitig erfahren, dass ich mich sofort operieren lassen muss, weil die Gewächse an der Gebärmutter bereits größer waren als das Organ selbst; hatte 6 Wochen Bettruhe, bzw. so wenig Anstrengung wie möglich, Sexverbot!
Nächstes Problem: Während dieser Zeit verlor ich das Vertrauen zu ihm vollends, weil er zwar akzeptierte, dass ich keinen Verkehr haben durfte, ich aber verstehen sollte, dass er Bedürfnisse hat, die befriedigt werden wollen, er erwartete, dass ich ihn bis zum Höhepunkt streicheln / blasen sollte etc. Ab hier empfand ich nur noch Ekel! Normalerweise tue ich so etwas gern und immer wieder, aber ich empfand zum einen KEINE Lust durch gegebene Umstände und ich war selbst mit meinen Schmerzen beschäftigt … und wenn diese auch mal nachließen, so genoss ich eher den Zustand von Ruhe und Wiedergewinnung von Lebensqualität.
Viele viele Gespräche folgten, er verstand es angeblich, stellte jedoch immer seine Bedürfnisse in den Vordergrund. Ich verstehe seine Situation ja auch… aber ich fühlte doch nichts! Er wurde immer frustrierter – ich ebenfalls! Ich bat ihn zu onanieren, um wenigstens seinen Druck zu minimieren, doch er entgegnete, das sei nicht das selbe, und wenn, dann brauche er mich dafür! Das törnte mich noch mehr ab. Konnte nur fast leblos daneben liegen und fühlte mich wie eine Frau, die zur Prostitution gezwungen wird… dann folgten viele viele „NEIN“ von meiner Seite, was ihn dazu brachte, an meiner Liebe zu ihm zu zweifeln… ich bin ratlos.
Wir gehen jetzt zu einer Paartherapie (1. Stunde bereits erfolgt). Hausaufgabe: Beziehung ohne Sex betrachten, Leichtigkeit reinbringen durch spaßige Erlebnisse, Liste aufstellen mit den Berührungen, die möglich sind, und genießen lernen, um wieder frei zu werden.
Also Liste aufgestellt; neue Pille wirkt langsam, d.h. ich bin wieder imstande, Lust zu fühlen, zwar langsam, aber es kommt… fühle mich wieder wie ein Mensch; in den letzten 4 Wochen hatte ich immerhin 3x das Bedürfnis auf Sex, den wir beide durchaus genossen haben; das ist jetzt zehn Tage her (wir sehen uns nur am Wochenende oder mal zwischendurch, was z.T. auch sehr stressig ist durch meine Anfahrt von 160 km), und wir sind schon wieder im Ausnahmezustand mit Trennungsgedanken meinerseits, obwohl ich ihn liebe, weil die Frequenz ihm nicht ausreicht! Dabei wünsch ich mir sooo sehr, dass es sich langsam wieder entwickeln kann, ich wieder Vertrauen und Sicherheit spüre… Er macht alles kaputt durch den Zeitdruck, und die Vorstellung von einer festen Frequenz verdirbt mir die Lust, mein Vertrauen ist wieder hin und ich fange von vorn an; er will nicht warten, bis ich aus freien Stücken ankomme, weil er dann befürchtet, zu wenig zu Zug zu kommen… und hier beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll???? Er sagt, er liebt mich, will mich nicht verlieren, mit mir alt werden… warum ist dieser ständige Sch…Sex sooo wichtig??!!
Ich würde mich sehr freuen über eine Rückmeldung von Dir
Bianca (33)
Liebe Bianca,
schon zu Anfang deines Briefs kam bei mir ein gewisses Gefühl auf, was sich im Lauf des Briefes immer mehr verstärkte: Hat dieser Typ hauptsächlich deswegen eine Beziehung, um zu „seinem“ Sex zu kommen? Geht es ihm gar nicht so sehr um dich als Person, sondern darum, im Bett möglichst viel zu kriegen?
Ihr seid erst 7 Monate zusammen und habt schon so gravierende Probleme. Dazu kommt: Ihr habt eine Fernbeziehung und seht euch wegen seiner Kinder ohnehin wenig. Und obwohl ihr euch so wenig seht und die wenige gemeinsame Zeit voller Geigen hängen sollte, ist sie gespickt mit unguten Dingen.
Der Sex, der jetzt für dich noch supertoll sein sollte, ist im Gegenteil echt gruselig. Nicht nur durch den ganzen Druck, den er dauernd macht. Die Qualität von seiner Seite aus ist nicht mal gut: „ließ … zu wünschen übrig (er hat keine Bewegung im Becken beim Akt, sondern rutscht im ganzen hoch und runter, ist oft tollpatschig, zieht mich aus Versehen oft an den Haaren, wenn er sich abstützen will o.ä., quetscht mir die Brust o.a. aus Versehen ein, dringt zu schnell in mich ein, was dann schmerzlich ist…)“.
Ich glaube nicht, dass sich das auf Dauer entscheidend ändern wird.
Ferner hakt´s an Punkten, die – wie der Sex – zu den Grundpfeilern einer Beziehung gehören: Vertrauen, Rücksichtnahme, Fürsorglichkeit.
Bianca, warum um Gottes Willen hängst du an einem Mann, wo´s am Wesentlichen fehlt??? So verzweifelt kannst du doch nicht sein, oder?
Vertrau deinem Bauchgefühl, das schon länger an dieser Verbindung zweifelt. Du bist ein sehr sensibles Mädel, du brauchst einen Partner, der sich liebevoll um dich kümmert und und behutsam mit dir umgeht, nicht einen Kerl, der die meiste Zeit nicht da ist, und wenn er mal da ist, dich dauernd mit Sexkram bedrängt und dich überrollt wie eine Dampfwalze. Zu dem Thema findest du übrigens auch eine Menge in diesen Büchern von mir:
• “Sexbewusstsein: So finden Sie erotische Erfüllung”: Hierin ist auch ein Thema, dass manche Männer glauben, in einer festen Beziehung hätten sie das verbriefte Recht, häufigen regelmäßigen Sex zu bekommen – und wie eine Frau damit umgehen kann.
• Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können: Der “Sexbesessene” aus diesem Buch könnte deinem Freund entsprechen.
Bitte geh auch ganz runter zu den “Verwandten Beiträgen”, da findest du noch einige Texte zum Thema.
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder