Woher kommt eine Vorliebe fürs Fesseln?

Ich werde erregt von Bondage und gefesselt-werden. Wenn man sexuell auf Fesselspiele steht – ist das pervers oder harmlos?

Ich werde erregt von Bondage und gefesselt-werden

Hi Beatrice,
handelt es sich bei der Neigung zum Fesseln beziehungsweise Gefesseltwerden um eine unsinnige Verrücktheit oder hat die Sache einen ernsthaften Hintergrund, in dem sich ein echtes Bedürfnis ausdrückt? Kennen Sie Aussagen der Sexualwissenschaft zu dieser Frage? Bisher konnte ich leider keine vernünftige Erklärung finden, warum das manche Leute erregt.
Schönen Dank, falls Sie antworten
Emilio (30)
 

Lieber Emilio,
wieso denn unsinnige Verrücktheit? Wenn die Neigung zum Fesseln jemandem wirkliche sexuelle Erfüllung gibt, ist sie weder unsinnig noch verrückt.
Über den Hintergrund kann ich nur spekulieren. Die Mehrzahl der sexuellen Prägungen findet im Baby- und Kleinkindalter statt (wo das Kind ja durchaus schon in der Lage ist, sexuelle Gefühle zu haben). Eine Neigung zum Gefesselt-Werden ließe sich z.B. so erklären, dass Eingewickelt- und Gewickelt-Werden mit körperlichem Wohlgefühl und Erregung verknüpft wurde, und diese Verknüpfung kommt später in der „Ersatzhandlung“ der Fesselung wieder zum Tragen.
Ein Freund von mir, der Psychotherapeut ist, meint, eine gewisse Rolle könne sogar die Enge und „Eingeschnürtheit“ im Mutterleib und bei der Geburt spielen.
Andere meinen, die Prägung könne auch zu einem anderen Zeitpunkt in der Kindheit als im Baby- und Kleinkindalter stattfinden – zum Beispiel wenn Kinder „Indianer“ spielen und das gefesselte oder fesselnde Kind die Fesselung (aus irgendwelchen Gründen) mit erotischen Gefühlen verbindet.
Und ich denke, dass es auch damit zu tun haben kann, dass es für etliche Leute erregend ist, wenn sie selbst sich „wehrlos“ ausliefern oder der Partner ihnen wehrlos ausgeliefert ist. Die Romanserie „Shades of Grey“ bietet dazu eine Menge anschauliche Beispiele, die es deutlich machen, welche Lust es für beide Seiten erzeugen kann.
Und ich empfehle es sogar in meinem ganz „normalen“ Sexratgeber «Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!», dass bei einem Paar beide mal beide Seiten ausprobieren, um zu fördern, dass man einfach mal nur gibt oder nur nimmt, bzw. um die Fähigkeit zum passiven Genießen und zum aktiven Geben zu stärken.

Wie auch immer: Brauchen Sie eine wissenschaftliche Erklärung / Entschuldigung für Ihre Vorliebe? Wenn es Ihnen Spaß bringt und Sie niemanden damit auf negative Art belästigen, dann frönen Sie dieser harmlosen Neigung doch einfach!
Und bitte lesen Sie dazu diesen Beitrag:
«Fesselspiele: Er will Bondage ausprobieren – worauf müssen wir achten?»
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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