Wegen unserer Finanznotlage arbeitet meine Freundin im Puff, das macht mich kaputt!
Seine Freundin will weder arbeiten noch zum Sozialamt, sie geht anschaffen – und er verkraftet es nicht. Ist Trennung die einzige Lösung?
Hallo Beatrice,
ich bitte dich inständig um Rat. Ich bin seit bald 5 Jahren in einer festen Beziehung mit meiner Freundin (29). Wir haben ein gemeinsames Kind, das wir über alles lieben. Nun komme ich zum Kernproblem: Ich erfuhr schon zu Beginn vor 5 Jahren, dass sie des öfteren auf den Strich gegangen war. Jedoch übte sie ihre Tätigkeit “nur” mit dem Munde aus. Als wir zusammenkamen, war dies oft ein Thema, daher ließ sie es mir zu Liebe bleiben – jedenfalls dachte ich so. Nun vor genau einem Jahr erfuhr ich per Zufall, dass sie in einem Puff arbeitet. Ich fragte sie daraufhin, ob es stimme, und sie bejahte.
Ich machte trotz meines Sohnes Schluss, und da wir damals getrennt lebten, blieb ich ca. 3 – 4 Tage alleine in der Wohnung, ohne ein Lebenszeichen von mir zu geben. Nach 4 Tagen kam sie zu mir, um sich zu vergewissern, dass ich noch lebe. Sie weinte viel und meinte, es wäre so übel gewesen, sie wolle es nie mehr und ich soll ihr doch verzeihen. Ich tat das auch, denn obwohl wir uns eigentlich fast täglich streiten, liebe ich diese Frau mehr als ein einziger Mann lieben kann.
Doch was passierte nach nur 2 Wochen? Ich erfuhr wieder per puren Zufall, dass sie jetzt in einem anderen Bordell arbeitet. Daraufhin wurde ich wütend und machte wieder Schluss, woraufhin sie in diesem anderen Bordell aufhörte. Ich habe ihr dann mit der Zeit auch diese Sache verziehen.
Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem ich mich selbstständig machen möchte und deshalb unsere Finanzen sehr bescheiden sind, da bis heute von uns beiden nur ich gearbeitet habe. Sie will sich nicht einmal beim Sozialamt anmelden, da es für sie beschämend ist.
Auf die Frage, wie wir zu Geld kommen, sagte sie zu mir, “Ich kann ja in den Puff gehen”. Ich habe aufgegeben und sagte ihr, sie könne es tun, bis unsere finanzielle Situation wieder besser ist. Doch nun bin ich drauf und dran, daran kaputt zu gehen. Sie will jedoch nicht aufhören, denn ansonsten meint sie, sei sie wieder von mir abhängig. Ich weiß nicht mehr weiter.
Ist es denn schlimm, einen Menschen zu lieben, der als Hure arbeitet und das wirklich nur des Geldes wegen macht? Ist das überhaupt trennbar, Liebe und Sex?
Sie macht von A-Z alles mit Gummi, doch habe ich stets Bilder vor mir, wie sie mit anderen Männern schläft. Ich habe wirklich Angst, sie für immer zu verlieren.
Was soll ich machen? Soll ich sie und meinen Sohn verlassen? Soll ich sie das machen lassen, da es ja aus einer Notsituation entstanden ist?
Bitte hilf mir weiter.
Marco (30)
Lieber Marco,
zuerst zu deinen Fragen…
„Ist es schlimm, einen Menschen zu lieben, der im Puff arbeitet und das wirklich nur des Geldes wegen macht?“
Nein, natürlich nicht. Da bist du ja fürwahr nicht der einzige Mann. Zum Beispiel viele Porno-Darstellerinnen haben lange und gute Beziehungen.
„Ist das überhaupt trennbar, Liebe und Sex?“
Ja. Nicht alle können es, aber ich vermute, dass deine Freundin es kann.
“Soll ich sie und meinen Sohn verlassen?”
Nein. Du liebst die beiden, und es gibt andere Lösungen als einfach abzuhauen.
Was mich wundert, ist: Für deine Freundin ist es beschämender, zum Sozialamt zu gehen, als sich zu prostituieren.
Ferner gibt es ja hundert andere Möglichkeiten, Geld zu verdienen – da muss man nicht im Puff arbeiten.
Entweder sie hat Angst vor etwas Neuem und hält lieber an dem fest, was sie schon kennt. Oder irgendetwas in ihr findet Gefallen an der Prostitution. Vielleicht ist es der vertraute Umgang dort, vielleicht fühlt sie sich auf eine Art dort sogar irgendwie geborgen, oder es gefällt ihr insgeheim, von vielen Männern begehrt zu werden. Vielleicht hat sie auch etwas in der Kindheit erlebt, was damit zusammenhängt, zum Beispiel einen sexuellen Missbrauch.
Ich kann es gut verstehen, dass du mit ihrer Arbeit nicht klarkommst. Du solltest dich nochmal zu einem sehr langen, tiefen Gespräch mit ihr hinsetzen und ihr sagen: “Wenn du mich wirklich liebst und mit mir eine Zukunft willst, dann hilf uns, eine Lösung zu finden, mit der wir alle glücklich werden können.”
Zum Beispiel dass sie es dir zuliebe mal in einem anderen Job versucht. Oder dass du zusammen mit ihr aufs Sozialamt gehst. Oder beides. Sie kann auch zur Berufsberatung gehen. Und ihr beide solltet unbedingt mal einen Probetermin bei einer Familien- oder Paarberatung machen. Diese Leute helfen euch, Lösungen zu finden, und auch Wege, dass ihr weniger streitet. Es kann nämlich sein, dass deine Freundin noch nicht wirklich eine Zukunft mit dir sieht und darin investieren will, weil ihr beide so viel streitet. Das ist übrigens auch für den Kleinen nicht gut. Eigentlich habt ihr beide eine gute Basis, nämlich echte Liebe, aber da steht vieles im Wege, und ihr müsst euch von Fachleuten helfen lassen, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Wenn deine Freundin nicht zur Paarberatung gehen mag, dann geh du erst mal allein hin (z.B. zu einer Stelle von Pro Familia, da kostet´s ganz wenig).
Hier einige Beiträge zu der Thematik:
• Verliebt in eine Hure, ich komme mit ihrem Beruf nicht klar
• Verliebt in eine Hure, ich komme mit ihrem Beruf nicht klar (Teil 2)
• Verliebt in eine Hure: Sie würde ihren Job aufgeben, ich meine Familie
• Meine Freundin will im Puff anschaffen gehen, ich soll auf ihr Kind aufpassen
Alles Gute
Beatrice Poschenrieder