Unbefriedigt: Mein Freund will nur zweimal pro Woche Sex!

Früher hatten wir fast jeden Tag Sex, jetzt viel weniger, und wenn ich nicht immer anfangen würde, wohl kaum noch: Für mich unerträglich!

Ich bin unbefriedigt, er will viel zu wenig Sex

Hallo Beatrice,
mein Freund (28) und ich (24) sind nun seit vier Jahren zusammen und an sich sind wir auch sehr glücklich. Ich liebe ihn sehr und er mich auch.
Früher haben wir´s fast jeden Tag getan, und der Sex mit ihm ist auch total super. Er sagt auch immer, dass der Sex mit mir der beste ist, den er je erlebt hat.
Allerdings haben wir seit einigen Monaten nur noch maximal zweimal pro Woche, und das reicht mir nicht. Ich habe ihm das auch schon oft gesagt, aber er meint, der Sex sei ihm nicht so wichtig, als dass er ihn jeden oder jeden zweiten Tag bräuchte. Er sagt immer, dass ihm die Liebe viel wichtiger ist und dass er mit mir alt werden möchte.
Für mich ist diese Situation unerträglich und ich denke nun ganz oft daran, mir den Sex woanders zu holen, da es so gesehen nicht an Angeboten mangelt. Ich werde ständig von süßen Männern angeflirtet, da ich ziemlich gut aussehe und mir an der Uni oder beim Ausgehen mit meinen Mädels auch oft ein paar Schätzchen über den Weg laufen.
Ich weiß nicht, wie lange ich den Avancen noch stand halte, da mir der Sex und auch die Leidenschaft in unserer Beziehung total fehlen.
Was soll ich tun, wenn mein Freund auf meine Hinweise nicht reagiert? Ich kann ja schlecht sagen, dass ich fremdgehen werde, wenn er nicht öfters mit mir schläft!? oder ist er einfach nicht der Richtige, wenn ich an Sex mit anderen denke?
Viele Grüße, Lola (24)

Hi Lola,
ich hab noch fragen.
1) Wenn ich das richtig verstehe, habt ihr knapp zweimal Sex pro Woche, was dir zwar zu wenig ist, aber wenn ihr Sex habt, ist er super – richtig?
Falls der Sex nicht mehr „super“ ist – wie ist er denn und warum?
2) ich sag jetzt einfach mal: Eigentlich ist eure Sexquote für eine vierjährige Beziehung ganz normal oder sogar recht gut. Das heißt, die meisten Leute wären damit völlig zufrieden. Warum du nicht – warum brauchst du so viel Sex? Im Grunde ist es ja eh oft das Gleiche, vor allem nach so vielen Akten… (Die Frage ist nicht kritisch gemeint, sondern neugierig-forschend!)
3) Welche Gefühle und Gedanken kommen in dir auf, wenn du Sex willst und er nicht?
4) Wie verhütet ihr?
5) Wohnt ihr zusammen? Wenn nein, wie viel seht ihr euch?
Bis bald, Beatrice


Hallo Beatrice,
1) Der Sex ist eigentlich gut, aber leider ist es so, dass ich meinen Freund meist überreden muss, damit er mit ins Schlafzimmer kommt. Wenn es nach ihm ginge, hätten wir wahrscheinlich nur 2 mal im Monat Sex.
2) Du hast schon recht, dass mir Sex sehr wichtig ist, aber das liegt auch daran, dass ich meinen Freund nach den ganzen Jahren immer noch sexy finde und Sex für mich auch ein angenehmer Ausgleich zur Arbeit und dem Abendstudium ist.
3) Es wäre für mich kein Problem, wenn er “mal” keine Lust hätte, nur leider will er ja mittlerweile kaum noch Sex, obwohl er sagt, dass er mich heiß findet und ich ihm das Wichtigste bin. Seine Reaktion macht mich traurig und verletzt mich, da es schon hart ist, abgewiesen zu werden, obwohl man sich in sexy Wäsche geschmissen hat.
4) Ich hab seit 2 Jahren eine Kupferspirale. Klappt wunderbar.
5) Wir wohnen seit 3 Jahren zusammen und das funktioniert super. Wir streiten uns fast nie.
Danke dir, Lola

Liebe Lola,
möglicherweise ist bei euch etwas eingetreten, was sonst eher in umgekehrter Rollenverteilung vorkommt: Er fühlt sich sexuell unter Druck. Sicher machst du das nicht absichtlich, aber wenn einer der Partner deutlich mehr Sex will als der andere, entwickelt sich oft so eine ungute Dynamik: der eine will Sex und zeigt das, der andere fühlt sich etwas bedrängt, hat keine Lust, der eine fängt an zu drängeln oder sich zu beklagen, der andere fühlt sich bedrängt, hat noch weniger Lust, der andere drängelt noch mehr usw.
In meinem Buch “Sex für Faule und Gestresste” hab ich das im Teil für Männer beschrieben (weil die ja oft mehr Lust haben als die Frauen), du musst also für deine Situation die Geschlechter vertauschen:
«In der Liebe sowie beim Sex ist es oft wie eine Wippe: Je mehr sich der eine reinhängt, desto mehr Oberwasser kriegt der andere. Das gilt fürs Handeln als auch fürs Wollen: Je mehr Sie nach Sex lechzen, desto mehr Macht geben Sie Ihrer Partnerin in die Hand: Was gemacht wird, in welchem Ausmaß, wie oft.
Der US-Sextherapeut David Schnarch erklärte einmal einem Patienten: “Weil Sie so häufig bei ihr ‘anklopfen’, kann sie passiv bleiben. Sie kann Sex bekommen, soviel sie will und wann sie will – ohne dass sie je den ersten Schritt tun muss. … Sie können sie zwar hin und wieder unter Druck setzen, damit sie öfter mit Ihnen schläft oder länger dabei mitmacht, aber Sie können sie niemals dazu zwingen, Sie zu begehren. Je mehr Sie auf Sex bestehen, desto weniger Verlangen hat sie danach – oder nach Ihnen.”
Und schon garnicht dürfen Sie darum betteln und sich dafür klein machen – Frauen finden solche Männer nicht erotisch, folglich auch den Sex mit ihnen nicht erstrebenswert! Zügeln Sie Ihren Drang, Ihre Gelüste. Das klingt erst mal nicht sehr attraktiv, aber es lohnt sich.
Allerdings gilt “tun Sie weniger” nicht für den Fall, dass Sie Ihnen sexuell entgegengekommen ist – das wäre kontraproduktiv…»

Ich würde dir sogar empfehlen, den gesamten Teil für Männer in diesem Buch zu lesen und die Tipps, die für euch passen, umzusetzen. Darin erfährst du auch, wie du direkten und indirekten Druck vermeidest, denn der ist in der jetzigen Situation sehr schädlich.

Es gibt eventuell noch einen anderen Aspekt: Vielleicht ist da bei euch zu viel Nähe, jedenfalls für ihn. Man darf nie den Fehler machen zu denken, dass wenn man liebt, man doch so viel Nähe wie möglich will. Das ist falsch. Jeder Mensch hat sein ganz eigenes Maß, wieviel Nähe er vertragen kann und wieviel nicht mehr. Vielleicht ist es stellenweise zu viel für ihn, aber er hat nicht die Fähigkeit, das wahrzunehmen und es auf eine gesunde Art zu zeigen und für sich einzufordern. Das heißt, er grenzt sich in eurem Zusammenleben zu wenig ab, bewahrt zu wenig seine eigenen Bereiche, und daher übernimmt sein Körper das für ihn.
Warum streitet ihr fast nie? Evtl zu viel Harmonie-Wunsch? (nicht gut.)
Habt ihr beide möglicherweise den Ehrgeiz, fast alles zu teilen und gemeinsam zu machen? (Das ist weder gesund für die Beziehung noch für den Sex!)
Welche Bereiche braucht er für sich? Vielleicht ein eigenes Zimmer in der Wohnung? (Das ist oftmals die Rettung der Paar-Erotik!) Vielleicht ein bis zwei feste Tage pro Woche, wo er was ohne dich macht (allein oder mit Kumpels)? Vielleicht ein paar eigene Interessen, die du nicht teilst?
Schaut euch das mal zusammen an (ohne explizit auf den Sexbereich einzugehen).

Bitte lies außerdem diese Beiträge:

Warum will er nicht mehr jeden Tag Sex und ist nicht mehr spontan im Bett?

Er will so selten mit mir Sex haben, sagt, ich soll ihn durch Dirty Talk verführen

Ich habe keine Lust auf Sex

Er findet es normal, dass wir nur 1-2 mal im Jahr Sex haben

Herzlichst
Beatrice Poschenrieder

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