Blaue Eier: Höllenschmerzen durch Samenstau beim Sex oder Petting
Nach starker Erektion, aber nicht erfolgter Ejakulation können sog. „Blaue Eier“ auftreten: Bläuliche Färbung und Schwellung der Hoden, ziehender Schmerz
Holla Beatrice!
Wenn ich längere Zeit erregt bin (z.B. beim Petting, was auch schon mal um einiges länger als eine Stunde gehen kann) und nicht zum Samenerguss komme, ist es schon oft vorgekommen, dass bei mir anschließend teilweise heftige Schmerzen im Genitalbereich auftreten. Das Ganze zieht sich dann eine ganze Weile und lässt mit der Zeit langsam nach. Allerdings geht es mir, bis es dann endlich mal nachlässt, ziemlich dreckig. Ich weiß jetzt nicht, ob direkt die Hoden schmerzen, oder ob es sich da eher um die Leiter handelt, die von den Hoden wegführen. Es fühlt sich auf jeden Fall komisch an, als ob besagte Leiter verknotet oder geschwollen wären. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es dazu kommt, und vor allem weiß ich nicht, ob man davon irgendwelche Folgeschäden davontragen kann. Ist echt schade, dass etwas, was so viel Spaß machen kann, einem auch so viel Schmerzen bereiten kann. Man muss ja nicht immer gleich miteinander schlafen und zum Samenerguss kommen, um Sex zu haben. Allerdings überlege ich es mir mittlerweile vorher, ob ich mich so schnell wieder auf Petting einlasse, aus Angst, anschließend wieder zusammengekrümmt dazuliegen.
Was kann das sein? Sollte ich besser einen Arzt aufsuchen?
Mark (20)
Antwort von der Sexberaterin:
Die Schmerzen durch den “Samenstau”, die du beschreibst, kennen etliche Männer (vor allem jüngere), es gibt im Englischen sogar eine Redewendung dafür, nämlich “Blue Balls”, also blaue Eier / Hoden. Bei uns nennt man das auch Kavaliersschmerzen oder Bräutigamsschmerzen, in Wikipedia steht dazu folgendes:
«Während der sexuellen Erregung des Mannes fließt Blut durch die erweiterten Arterien in die Geschlechtsteile, zuerst in den Penis, dann in die Hoden, während sich die Venen, die Blut von den Geschlechtsteilen ableiten, im Zustand der sexuellen Erregung verengen (siehe Vasokonstriktion). Dieser ungleiche Blutfluss erhöht die Blutkonzentration im Genital und ist behilflich bei der Erektion des Penis und der Anschwellung der Hoden. Das angesammelte Blut verleiht der Haut der Hoden eine bläuliche Färbung, weshalb dieser Zustand im Englischen auch Blue balls genannt wird. Die Blutgefäße im Genitalbereich werden während der Vasokongestion enorm erweitert, und die Hoden können in diesem Zustand 25–50 % größer werden. Der eigentliche Grund für die Schmerzen in Samenleiter und Nebenhoden sind Krämpfe der glatten Muskulatur der Samenwege.
Wenn der Mann einen Orgasmus erreicht und ejakuliert, nehmen die Arterien und Venen ihre ursprüngliche Größe wieder an, die Blutmenge im Genital vermindert sich, und auch Penis und Hoden verkleinern sich schnell wieder. Falls der Mann nicht ejakuliert, kann er wegen der immer noch vorhandenen Vasokonstriktion ein anhaltendes Gefühl von Schmerz, Druck oder Unwohlsein in den Hoden empfinden, das in die Leiste ausstrahlt.»
Aber bei dir scheinen mir die Schmerzen doch etwas arg stark zu sein. Du solltest auf jeden Fall mal zum Urologen gehen, denn vielleicht hast du in den Hoden oder drumherum Krampfadern oder verstopfte Gefäße oder ähnliches.
Sollte der Arzt feststellen, dass alles in Ordnung ist, rate ich dir folgendes:
1) Onaniere direkt vor dem Petting (vielleicht im Bad oder Klo), das nimmt schon mal ein Stück von dem “Druck”.
2) Wenn die Schmerzen beim Petting wieder auftreten, dann entschuldige dich kurz bei deiner Freundin, du müsstest aufs Klo, und da gehst du dann auch hin und holst dir einen runter. Wenn sie sich wundert, dass dann deine Erektion weg ist, sag, es kommt dadurch, dass du keinen Druck mehr auf der Blase hast (was sogar stimmen könnte; viele kennen das von der Morgenlatte). Außerdem wird deine Erektion dann sicher gleich wieder da sein, oder?
Ich finde da gar nichts dabei, wenn du vorher oder zwischendurch onanierst – das ist immer noch viel besser und lustvoller, als sich den Spaß durch Schmerzen zu verderben, nicht? Solltest es nur vielleicht nicht grade deiner Freundin auf die Nase binden. Mädels reagieren da manchmal ein bisschen komisch.
3) Oder du erzählst deiner Freundin von den Schmerzen und bittest sie, dich zwischendurch mit der Hand zu befriedigen. Warum eigentlich nicht? Der Sinn von Petting ist eigentlich nicht, eine Stunde lang ohne Orgasmus auszuharren, wenn man dann schon Höllenschmerzen leidet. Der Sinn von Petting ist, dass BEIDE Spaß haben. Und wenn du danach wieder eine Erektion bekommst und am Ende noch einen Orgasmus, umso besser! Zwei Orgasmen sind doch schöner als nur einer, oder?
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder