Es zieht mich hin zum Swingerclub, aber ich hab auch Angst davor
Als wir zum ersten Mal Swingerclub waren, lief nichts. Die anderen beiden Male ging´s dann richtig zur Sache! Nur fühle ich mich danach immer sehr schlecht!
Liebe Beatrice,
seit kurzem gehen mein Mann und ich in einen Swingerclub. Die blöde Idee kam von mir, da nach 24 Jahren Ehe einfach die Luft raus war. Ich liebe meinen Mann; und glaube mir, ich habe mir die Frage wirklich ehrlich gestellt, ob es bei uns Gewöhnung oder noch Liebe ist.
Beim ersten Mal lief überhaupt nichts, ich kam nicht in Stimmung und er auch nicht. Die anderen beiden Male ging´s für mich dann richtig ab! Ich hatte Sex mit mehreren Männern, zu zweit, zu dritt…
Nur ich, ich fühle mich danach immer sehr schlecht! Mein Mann findet es total geil, wenn ich´s mit anderen mache, aber wenn es umgedreht wäre (er mit einer anderen), würde es mir das Herz zerreißen.
Was mich auch noch entsetzt, ist, dass ich dabei auch noch Spaß hatte, aber halt nur solange es dauert, danach fühle ich mich benutzt wie ein Gefäß.
Mein Mann will nun wieder hingehen und ich eigentlich auch, aber dann doch wieder nicht. Dieses Ja und Nein macht mich verrückt, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll? Was geht in mir vor? Habe mich sonst immer unter Kontrolle – wusste immer, was ich wollte – und nun? Wie können drei Abende einen starken Menschen wie mich, der immer realistisch, optimistisch, auch manchmal streng und ehrlich ist, so umhauen?
Kannst du mir sagen, was los ist mit mir? Soll ich nochmal in den Swingerclub mit meinen Mann oder bin ich einfach nur zu egoistisch?
Lg Maya (49)
Liebe Maya,
was hat es denn mit “egoistisch” zu tun, wenn es dir widerstrebt, dass du dich im Swingerclub benutzt fühlst wie ein Gefäß?
Solange du über dieses Thema innerlich so im Zwiespalt bist, solltest du erst mal nicht wieder hingehen.
Der Zwiespalt besteht unter anderem darin, dass du Sex und Gefühle nicht trennen kannst. Dein Körper bzw. dein Sextrieb kann es sehr wohl trennen – er empfindet Lust beim Rummachen mit anderen Männern. Aber eben dein „Ich“ nicht; dein Ich hat feste Werte und bestimmte Einstellungen, die eng mit deinen Gefühlen verknüpft sind.
Nun könnte man fragen: Lässt sich das lernen – Sex und Gefühle trennen?
Es ließe sich bis zu einem gewissen Grad lernen, aber erstens ist das meist ein langer Prozess, zweitens würde ich mich fragen, ob das Sinn macht. Denn letztlich geht es ja nur um Pärchenclub-Besuche. Sprich:
Lohnt es sich für einen sporadischen Swingerclubbesuch, seine Werte und sein Seelenleben umzupolen?
Die Antwort gibst du sicherlich schon selbst: nein.
Es ist gut, dass diese Dinge bei dir verknüpft sind. Sie sind Bestandteil deiner Liebe und deiner Beziehung zu deinem Mann. Treue ist zum Beispiel ein wichtiger Wert für dich, und dass du Intimität nur mit diesem einen Menschen teilen willst.
Es würde sich eher lohnen, hier wieder anzusetzen: Also die Liebe, die Intimität und eure persönlichen Werte aufzufrischen.
Was rate ich euch konkret?
1) Versucht es im Sex mal mit Rollenspielen, um ein Element des Fremden hineinzubringen.
2) Schaut, ob es bei euch in der Nähe Workshops / Kurse / Seminare für Paare gibt, wo man seine Liebe oder seine körperliche Beziehung auffrischen kann. In den meisten größeren Städten gibt es zahlreiche solche Kurse.
Auch zwei, drei Stunden bei einer Paarberatung wären gut – um zu schauen, warum bei euch “die Luft raus” war und warum euch nichts Besseres eingefallen ist als Swingerclub, obwohl es unzählige andere Möglichkeiten gibt.
3) Probiert andere Sachen aus, um frischen Wind in euer Liebesleben zu kriegen – Dinge, die ihr zu zweit macht. Jede Menge Ideen und Anregungen (z.B. zu Rollenspielen, Quickies, Integration von Sextoys) liefert z.B. mein Buch
“Sex für Faule und Gestresste: So holen Sie mehr aus Ihrem Liebesleben – mit weniger Aufwand!“.
Bitte lies dazu auch:
• «Wie bringen wir wieder Spannung in unser Liebesleben?»
• Frischer Wind in die Beziehung: Tipps und 17 Ideen
Liebe Grüße, Beatrice Poschenrieder