Ich bin Diabetiker, habe häufig Verkehr, aber Erektionsprobleme und keine Ejakulation
Der Sex mit meiner Frau ist eigentlich sehr befriedigend, aber ich habe wegen Diabetes keine Ejakulation. Hast Du einen Rat oder Tipp?
Liebe Frau Beatrice!
Ich bin 71 Jahre, meine Frau ist 69. Wir sind seit 13 Jahren zusammen und seit 2 Jahren verheiratet, beide hatten davor jeweils eine lange Ehe.
Meine Fragen: Wir haben durchschnittlich 4 mal pro Woche Sex, jeweils gut eine Stunde. Manchmal aber auch öfter, z.B. im Urlaub täglich meist zweimal. Es kommt vor, dass wir schon vor dem Frühstück Verkehr haben und am Nachmittag nochmals. Leider habe ich wegen Diabetes keine Ejakulation. Für meine Frau ist der Sex sehr befriedigend, hat oft mehrere Orgasmen hintereinander. Ist diese Häufigkeit normal? Weißt Du einen Rat, wie ich wieder zum Erguss kommen kann? Obwohl mir der Sex auch Freude bereitet, macht es mich manchmal fertig, dass ich nicht ejakuliere.
Herzlichen Dank und liebe Grüße,
Werner (71)
Lieber Werner,
zuerst einmal möchte ich Ihnen von Herzen gratulieren, dass Sie noch so ein reges Sexualleben haben! Wie wunderbar!
Ist diese Häufigkeit normal? Dass eine Frau so oft hintereinander kommt? Ja. Dass ein Paar in dem Alter noch so viel Sex hat? Nein, leider nicht, aber das ist wünschenswert und sicherlich nicht zuviel – da Sie es ja beide wollen und genießen (nehme ich an). Selbst wenn Sie täglich Verkehr haben, ist das toll.
Was nun die Ejakulation betrifft, wüsste ich gern von Ihnen:
1) Welche Art von Diabetes haben Sie, und in welchem Schweregrad?
2) Wie wird sie behandelt?
3) Wie oft gehen Sie deswegen zum Arzt? (Bitte ehrlich antworten)
4) Halten Sie die ärztlichen Vorschriften (Diät, Lebenswandel usw.) sehr genau ein, oder halten Sie´s locker? (Bitte ehrlich antworten)
5) Welche körperlichen Beeinträchtigungen haben Sie durch die Diabetes außer die Sache mit der Ejakulation?
6) Welche sonstigen körperlichen Beschwerden, Krankheiten und „Zipperlein“ haben Sie?
7) Haben Sie „trockene Orgasmen“ oder gar keine?
8) Lässt die Härte Ihrer Erektion zu wünschen übrig?
9) Welchen Sport treiben Sie, wie oft?
10) Machen Sie Beckenbodenübungen?
11) Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel?
12) Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, wie viel?
Bis bald, Beatrice
Liebe Beatrice,
Deine Fragen beantworte ich ehrlich.
1) Diabetes Typ 2.
2) Seit etwa 15 Jahren spritze ich Insulin.
3) Jährlich zu einem großen Checkup, zuletzt vor 3 Wochen, alle Werte ok.
4) Die ärztlichen Vorschriften halte ich nur bedingt genau ein, achte jedoch sehr darauf, was ich esse und spritze auch danach.
5) Erektile Dysfunktion, seit 8 Jahren habe ich eine Penisprothese, die sehr gut funktioniert.
6) Sonst habe ich keinerlei Beschwerden oder Krankheiten.
7) Jeder Geschlechtsverkehr ist sehr schön, mit Orgasmus wäre es noch viel schöner, keine Orgasmen.
8) Nein, da die Penisprothese auch stundenlangen Verkehr möglich machen würde.
9) Ich spiele Golf, aber nicht sehr regelmäßig.
10) Nein, ich mache keine Beckenbodenübungen.
11) Ich rauche schon seit 25 Jahren nicht mehr.
12) Alkohol trinke ich mäßig und nie in ungesunden Mengen.
Ich hoffe auf eine Wunderantwort, damit der häufige GV wieder viel schöner wird. Übrigens, die letzte Ejakulation liegt etwa 2 Jahre zurück.
Liebe Grüße, Werner
Lieber Werner,
oh… hätten Sie das mal gleich gesagt… Eine Ejakulation ohne Orgasmus und auch ohne (körpereigene) Erektion – das geht, glaube ich, nicht. Aber Sie könnten versuchen, die Grundlagen zu verbessern. Der Körper ist auch in hohem Alter noch regenerationsfähig. Es erfordert aber eine konsequente Umstellung auf eine sehr gesunde Lebensweise.
Der wichtigste Punkt bei Ihnen ist die Zuckerkrankheit; sie war vermutlich die Hauptursache für Ihre Potenzprobleme. Wird eine Diabetes zu lange nicht (oder zu wenig) bekämpft, werden die Nerven und das Gewebe geschädigt. Das heißt: Wenn Sie ALLES tun, um Ihre Diabetes zu bekämpfen, besteht bei Typ 2 eine Chance, dass sie sich zurückentwickelt und der Körper sich zumindest zum Teil regeneriert. Das bedeutet nicht nur, sehr genau in der Ernährung zu sein, sondern auch jegliches Übergewicht abzubauen und sich TÄGLICH zu bewegen.
Viele Sportarten fördern eh die Erektionsfähigkeit! z.B. Walken, Joggen, Schwimmen, Gymnastik, Ballsportarten.
Heute verhelfen moderne Potenzmittel, sog. PDE-5-Hemmer (Viagra, Levitra, Cialis) den männlichen Diabetikern mit Erektions- / Orgasmusstörungen zu einer funktionierenden Sexualität, ABER: Ich weiß nicht, ob man nach so vielen Jahren den männlichen Geschlechtsapparat damit wieder zum Leben erwecken kann. Da müssten Sie sich zu einem sehr guten Urologen begeben, der auf männliche Sexualität und Erektionsstörungen spezialisiert ist.
Den Beckenboden erwähnte ich deshalb, weil er wichtig ist für Erektion und Ejakulation. Die Muskulatur zwischen den Beinen funktioniert
1) zumindest zum Teil wie ein Verschluss, damit das in den Penis eingeströmte Blut nicht wieder in den Körper zurückfließt,
2) wie eine Pumpe, um die Samenbläschen und die Prostata beim Orgasmus rhythmisch zu „melken“ und so das Sperma nach draußen zu befördern.
Bei vielen Männern mit sexuellen Dysfunktionen verkümmert die Beckenbodenmuskulatur, was leider dazu beiträgt, dass das Ganze irgendwann komplett brachliegt. Man hat aber in Studien festgestellt, dass ein gezieltes Training dieser Muskulatur sehr vielen der betroffenen Männer hilft. Dafür muss man´s aber täglich machen über mehrere Monate und natürlich mit einer guten Anleitung. Eine gibt´s zum Beispiel in meinem Buch „Sex für Faule und Gestresste“, darin findet sich auch ein Kapitel über Potenzstörungen.
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder