Cuckold: Er ist extrem eifersüchtig, will aber zusehen, wie ich mit anderen Sex habe
Er drängt, dass ich seine Sex-Phantasien bediene, vor ihm mit anderen Männern Sex zu haben, gleichzeitig setzt er mir zu mit Riesen Eifersucht
Liebe Beatrice,
ich führe seit einem halben Jahr mit einem Mann eine Fernbeziehung, der anfangs sehr lieb, fürsorglich und sexy war. Seit einiger Zeit jedoch scheine ich für ihn nur noch in zwei Rollen zu existieren: Die der enthaltsamen langweiligen Nonne und die der geilen Nymphomanin. Ich sehe in meinem Freund ein Riesen Paradox: Er ist über alle Maßen eifersüchtig auf alles und jeden, es würde ihn jedoch wahnsinnig erregen, wenn ich mit anderen Männern heiße Sexpraktiken ausführe, während er dabei ist, oder wenn wir in einen Swingerclub gehen würden etc.. Ich bin sexuell sehr offen, brauche aber für meine Zufriedenheit diese Sexpielchen nicht unbedingt, auch wenn ich sie durchaus genießen könnte.
Da er so wahnsinnig eifersüchtig ist, versuche ich, ihm nur so viel zu geben / zeigen, wie er auch verträgt (z.B. online allein mit ihm oder in den entsprechenden Chatrooms) und alles, was seine Eifersucht anstacheln könnte, konsequent abzublocken. Ich denke, eine Fernbeziehung braucht einfach NOCH mehr Vertrauen als eine räumlich engere.
Wenn wir zusammen sind, zeigt er dieses extreme Verhalten eigentlich nicht so… nun, in der Distanz, scheint aber, dass ALLES, was ich mache, verkehrt ist. Er schwankt zwischen Sexfrust, weil ich nicht alle seine Fantasien bediene (auch solche, dass er per Webcam zuschauen könnte, wenn ein anderer mit mir schläft, also meine wohlüberlegten Nein-Antworten machen ihn sauer) und riesiger Eifersucht, sieht in den kleinsten Kleinigkeiten, die ihm an meinem Verhalten auffallen, den Beweis für meine Untreue oder jedenfalls Lügen wegen heimlicher Männerkontakte, virtuell oder nicht. Er zählt sogar, wie oft ich mich selbst befriedige. Ich bin von diesen Schwankungen schon so erschöpft.
Habe auch das Gefühl, ich hätte alles probiert, was in meiner Macht steht… und hätte keine Chance, wahrgenommen zu werden – häufig nur in diesen beiden Rollen. In der Zwischenzeit ist dann alles wieder gut, aber allmählich fühle ich mich nicht mehr so aufgehoben und sicher, ich warte immer schon auf das nächste Mal.
Hast du noch irgeneine Idee, wie ich meinen Freund wachrüttelm könnte? Wenn ich ihn direkt darauf anspreche, wird er sauer und behauptet, ich versuchte, ihn zu analysieren… naja. Das ist halt meine Art zu denken.
Für einen Tipp wäre ich mehr als dankbar.
Silke (34)
Liebe Silke,
die meisten, die sich an meine Beratung wenden, wissen, dass ich sehr offene, direkte Antworten gebe und nichts beschönige.
Also. Dein Freund hat ein echtes Psycho-Problem, was in Therapie gehört. Denn dieser paradoxe und krasse Gegensatz zwischen extremer Eifersucht (du sollst dich niemals, kein bisschen, einem anderen zuwenden) und diesen Sexwünschen (du sollst anderen alles geben, aber nur wenn er zusieht, und er wird auch noch geil dabei) klingt ziemlich neurotisch!
Er hängt auch einer bestimmten sexuellen Vorliebe an, die nennt sich Cuckold-Fetisch oder Cuckolding (gib mal bei der Suchfunktion das Stichwort “Cuckold” ein, dann kriegst du ein paar Beiträge dazu), aber normalerweise sind Cuckolds nicht eifersüchtig und schon gar nicht in dem Maß wie der deine, denn das verträgt sich ja nun wirklich nicht miteinander!
Zudem hat er eine Störung, die viele Cuckolds betrifft, nämlich den “Madonna-Hure-Komplex” (in der Regel bedeutet das, er hat in seinem Innern ein Mords ungelöstes Problem mit seiner Mutter), auch hier ist Psychotherapie angezeigt.
Und wenn du seinen Sexwünschen nachgeben würdest, würde dir vermutlich das gleiche passieren wie der Schreiberin des Briefes «Mein Freund drängte mich zum Sex mit einem anderen und – trennte sich!», wenn nicht Schlimmeres.
Aber jetzt wenden wir uns mal einem anderen Aspekt zu:
Schau doch mal hin, was da passiert! Dauernd geht es um SEINE Wünsche, SEINE Eifersucht, SEINEN Sexfrust, und du bist so damit beschäftigt, auf ihn einzugehen bzw. ihn zu besänftigen bzw. Mittelwege zu finden, dass du zu wenig bei dir selbst bist und bei dem, was DU willst, was DIR GUT TUT.
Meine Liebe, du bist doch eine kluge Frau – warum bleibst du mit einem Kerl zusammen, der sich schon nach ein paar Monaten als ein Spinner entpuppt hat, der dich bald sowohl sexuell als auch seelisch komplett überrollen wird? der dich total in Besitz nehmen will, dich dirigieren will wie seine Marionette? Ist dir da noch wohl dabei? Hilfe!
Ich hätte längst die Flucht ergriffen!
Hast du vielleicht Angst, es gibt nicht mehr genügend passende Partner für dich?
Glaub mir, es gibt immer noch viele Männer für dich, die liebevoll und behutsam mit dir umgehen und eine offene, experimentierfreudige Sexualität mit dir teilen, ohne dich zu irgendwelchem Quatsch zu drängen, der nicht wirklich dir entspricht.
Was ich dir letztlich rate, ist klar, oder?
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder
Hallo Beatrice,
ich danke Dir für Deine klare Ansage und kann nur sagen, wir sind uns einig: neurotischer geht es kaum. Deine Mail war nur noch die letzte Bestätigung, dass es für mich das Beste ist, mich zu trennen.
Liebe Grüße, Silke