Noch Tage nach dem Orgasmus ist er schlecht drauf

Egal ob er Sex mit Freundin oder mit sich selbst hatte: Nach dem Kommen ist er müde und gereizt, und das tagelang! Was ist das und was kann er tun?

Hallo Beatrice,
schon seit langem fällt mir auf, dass ich (m) nach dem Orgasmus schnell sehr müde werde und auch in den folgenden Tagen irgendwie gereizt und schlecht drauf bin. Dabei kommt es nicht darauf an, ob meine Freundin und ich sehr harmonischen, guten und liebevollen Sex voller Glücksgefühle hatten oder ich selbst masturbiere. In den nächsten 3 (!) Tagen habe ich wenig Geduld, kritisiere auch meine Freundin dauernd wegen irgendwelcher Kleinigkeiten oder bin unzufrieden mit der Welt. Als ob ich die Glücksminuten mit ein paar Frusttagen wieder auffüllen müsste.
Man kennt das ja aus dem Drogenkonsum, dass auch hier nach Glücksmomenten angeblich eine depressive oder deprimierende Phase folgt.

Frage: Kann man denn durch irgendwelche Nahrungsergänzung o.Ä. dem Körper entsprechend fehlende Nährstoffe zufügen, die gegen dieses Gefühl angeht? Zu meiner Person ist vielleicht noch zu sagen, dass ich nicht sonderlich sportlich bin, aber auch nicht das Gegenteil davon.
Uwe (36)

Hallo Uwe,
ich hätte da noch ein paar Fragen:
1) Neigst du allgemein zu Depressionen oder Launen?
2) Wie oft hast du Sex mit deiner Freundin?
3) Wie oft masturbierst du?
4) Tritt diese „Verstimmung“ nach dem Sex nur nach dem Orgasmus ein?
5) Tritt diese „Verstimmung“ direkt nach dem Orgasmus ein? Oder erst Stunden/ einen Tag später?
6) Wie groß bist du, was wiegst du? (bitte ehrliche Antwort)
7) Rauchst du? Wenn ja, wie viel?
8) Wie oft und wie viel Alkohol trinkst du? (bitte ehrliche Antwort)
9) Lebst du gesund? (z.B. Ernährung, Bewegung, Schlaf, Entspannung usw.)
10) Bist du ein sehr zufriedener Mensch, und wenn nein, in welchen Bereichen hakt es?
Bis bald, Beatrice

Hallo Beatrice,
zu deinen Fragen:
1) Eigentlich gelte ich als relativ ausgeglichener Mensch.

2) Zur Zeit haben wir sehr selten Sex, weil sie das Baby stillt und oft abends früh müde wird und schlafen geht. Ich arbeite tagsüber und der Mutterjob ist für sie sehr anstrengend.
Das Problem hatte ich aber auch schon vor der Geburt unseres Kindes.

3) Ich masturbiere mittlerweile eher selten – alle 2 – 3 Wochen oder so.

4) Tritt diese „Verstimmung“ nur nach dem Orgasmus ein?
Glaub schon.

5) Tritt diese „Verstimmung“ direkt nach dem Orgasmus ein?
Danach werde ich schnell müde und schlafe ein. Wenn ich wach bleiben würde, dann schätze ich, würde die Verstimmung schon früher einsetzen. Man darf´s aber auch nicht überbewerten – ich werde nicht ernsthaft aggressiv, bin einfach nur genervt und ungeduldig. Ich lass nicht alles raus, bin aber dann grundlegend unzufrieden.

6) Habe 1.90 m und ca 86 kilo.

7) Nichtraucher.

8) Trinke wenig, vielleicht zwei Drinks pro Woche.

9) Ob ich gesund lebe? Naja. Ich schlafe zu wenig, hab nen Bürojob, fahre allerdings mit dem Rad zur Arbeit, sitze auch nicht den ganzen Tag, aber direkt Sport mach ich nicht, auch am WE könnte ich mich mehr bewegen, aber das ist schwierig mit einem Fulltime-Job und zwei kleinen Kindern.
Aber ich hatte das Problem ja schon als Student, vielleicht sogar schon als Jugendlicher.

10) Bist ich ein sehr zufriedener Mensch?
Ich bin schon zufrieden, was mein Leben insgesamt betrifft, aber in all meinen Beziehungen (auch der jetzigen) neigte und neige ich dazu zu denken, war es ein Fehler, mich zu binden? Vielleicht gibt´s da draußen eine, die noch besser für mich ist?
Aber auch das bewerte ich nicht über. Ich bin nicht verliebt, aber wir haben eine recht harmonische Beziehung.

Was eventuell eine Rolle spielen könnte, wäre, dass ich vielleicht ein unnatürliches Verhältnis zu Sex habe… Ich hege ein großes Geheimnis, niemand weiß davon. Ich neige stark zum Voyeurismus. Manchmal bin ich mit dem Fernglas und der Kamera unterwegs und versuche nackte Frauen zu erspähen, echte Frauen in Live-Situationen sind für mich viel erregender als welche im Internet, dabei bewege ich mich sicher am Rande der Legalität. Wenn ich nicht unterwegs sein kann (z.B. im Winter), suche ich entsprechende Situationen im Netz und kann mich damit stundenlang aufhalten.
Dieses Bedürfnis, ein Voyeur zu sein, kommt phasenweise. Es kann ein paar Wochen ganz weg sein und dann plötzlich geballt kommen, so dass ich mich mehrere Tage hintereinander bis spät in der Nacht am Computer wiederfinde und die entsprechenden Seiten durchforste oder Fotos bearbeite. Auch wenn ich z.B. in die Sauna gehe, spielt in meinem Kopf das Sehen von nackten Frauen eine ganz wichtige Rolle und insofern bin ich natürlich, was Sexualität etc. angeht, eben nicht entspannt, sondern geradezu notgeil.
Dieses m.E. krankhafte Verhalten führt niemals zu einer Prostituierten oder so – aber es zeigt mir, dass da irgendwas mit mir nicht stimmt – was ich mir nicht erklären kann.
In gewisser Weise habe ich mich mit dieser Macke abgefunden – denke mir, es weiß niemand – es stört niemanden und jeder Mensch hat eben so seine Seltsamkeiten. Aber vielleicht unterschätze ich das auch.
Ach und noch etwas: Ich kann meinen Orgasmus schwer kontrollieren und komme zu früh.
Danke für deine Mühe, Uwe

 
Hallo Uwe,
zuerst einmal: Mit Ernährung hat dein Problem nichts zu tun und ist meines Erachtens auch nicht durch Nahrungsergänzung zu beheben. Sorry!
Es hat eher was damit zu tun, was in deiner Seele los ist.
Also deine Antworten auf meinen Fragenkatalog geben nicht wirklich die Ursache für dein Orgasmus-Problem her. Dein Nachtrag führt schon eher auf die richtige Spur, aber um da Konkreteres sagen zu können, müsste man noch viel mehr in die Tiefe gehen – und das vermag meine kleine Online-Beratung nicht zu leisten.
Ich vermute, dass es einen geheimen Zusammenhang gibt zwischen deinem schnellen Kommen, der schlechten Stimmung noch Tage nach dem Kommen, deinem Voyeurismus und den Zweifeln, die du bisher in jeder Paarbeziehung hattest.
Unter anderem ist es möglich, dass dein Orgasmus-Problem und der Voyeurismus die selbe Grund-Ursache haben, nämlich auf einer sehr tiefen Ebene (die dir selbst nur wenig zugänglich ist) eine bestimmte Einstellung zur Sexualität (z.B. dass Sex schmutzig und verboten ist u.?.). Mein Eindruck ist, dass sexuelle Handlungen inkl. Befriedigung dir unterbewusst ein schlechtes Gewissen machen und dein „Sex-Hangover“ dann sozusagen die Bestrafung ist. Und das ist sicher nur ein Teil der Gründe.
Diese tiefe Ebene sichtbar machen kann nur ein/e Fachmann/frau mit profunden Spezialkenntnissen in Psychologie und Sexualität (ich zum Beispiel, aber das geht natürlich nicht kostenlos – siehe www.liebesberaterin.de).
Übrigens: Es hat zwar fast jeder Mann gewisse voyeuristische Neigungen, aber wenn sich daraus „Zwänge“ entwickeln bzw. es ein Ausmaß annimmt, das dem Betroffenen Nachteile bringt, dann hängt das auch immer mit irgendwelchen verdrängten Dingen und mit Kindheitsprägungen zusammen.

Zu deinen Themen hab ich dir unten bei “Verwandte Beiträge” noch einige interessante Texte reingetan!
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder

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