Hallo Beatrice,
auch ich habe ein kleines Problem: Ich habe seit 5 Monaten einen neuen Freund, den ich ziemlich gut finde, und ich war bis vor kurzem auch sehr verliebt und hatte sehr oft Sex mit ihm. Ich finde ihn immer noch gut und mag ihn sehr, habe aber seit kurzer Zeit (wirklich erst 1 Woche) keine rechte Lust mehr auf Sex – kuscheln schon! Das ist doch nicht tragisch, wirst Du denken – doch! Denn ich habe schon einmal eine Beziehung durchgemacht, bei der ER immer wollte und ich zum Schluß gar nicht mehr. Konkret: Ich habe Angst, dass die “aufregende Phase” bei mir schon wieder vorbei ist. Und ich meinen Freund dann zwangsläufig irgendwann wieder verlieren werde, weil ich keinen Bock mehr auf Sex habe. Ich weiß sehr wohl, je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger wird laufen, aber das ist ein Teufelskreis. Meinen anderen Freund habe ich trotz der Sex-Flaute sehr geliebt und habe fürchterlich unter der Trennung gelitten. Klingt wild, nicht, aber lach nicht, genau das (eine mögliche Trennung) geht mir seit ein paar Tagen durch den Kopf und läßt mich an der Beziehung zweifeln. Dabei ist er das Beste, was ich seit ca. drei Jahren kennengelernt habe und ich wünsche mir eigentlich eine feste Partnerschaft mit ihm, auch Kinder. Doch irgendwie habe ich Angst vor meiner eigenen Courage, habe Angst, dass der Alltag zu schnell eintritt, usw..
Kennst Du solche Probleme? Alltag nach 5 Monaten – ist das okay?
Ciao, Cornelia
Hey Cornelia,
du fragst:
“Kennst Du solche Probleme?”
Ja klar.
“Alltag nach 5 Monaten – ist das okay?”
Eigentlich schon. Bloß das mit der Lust kann tatsächlich zum Problem werden. Wie du selber weißt, kann sich daraus so eine fiese Dynamik entwickeln: Du hast öfter keine Lust – er dafür umso öfter schon, und das lässt er dich spüren, was bei dir bewirkt, dass du noch weniger Lust hast, woraufhin er immer verzweifelter versucht, deine Lust anzufachen, woraushin es bei dir zeitweise zur regelrechten Lustblockade kommt usw. usf.
Und das Tragische ist, dass man nicht so viel machen kann. In den meisten beziehungen stellt sich so ein Ungleichgewicht ein; vielleicht nicht so krass wie oben beschrieben, aber doch schmerzlich spürbar.
Drum: Wehret den Anfängen! Es ist ganz gut, dass du eine Sensibilität dafür entwickelt hast. Nun, erst eine Woche Lustlosigkeit, das muss nicht viel bedeuten. Könnte auch vorübergehend sein. Stress, Verstimmung, hormonelle Disbalance, was auch immer.
Wart mal noch ne Woche ab. Wenn die Lust dann immer noch ausbleibt, fang an, nach den Gründen zu suchen. Ein paar Anhaltspunkte (und auch Lösungsvorschläge) findest du im Brief Keine Lust auf Sex. In der Regel sind es mehrere Gründe und nicht nur einer.
Einer der Gründe bei mir war mal, dass mein Unterbewusstsein Panik kriegte, je enger die Beziehung wurde. Denn das verknüpfte es mit der Beziehung, die meine Eltern mir in der Kindheit vorgelebt hatten: sowas wollte ich auf keinen Fall haben! deshalb streikte meine Lust und sabotierte auf diese Weise meine eigene Beziehung.
Natürlich ist es schwierig, etwas mit dem Verstand in den Griff zu kriegen, was einem die ganze Kindheit lang vorgelebt wurde. Aber es hilft schon ein Stück weit, es zu wissen.
Ferner finde ich wichtig, dass du dir immer wieder Sachen ausdenkst, um frischen Wind in dein Liebesleben zu kriegen. Das hilft auf jeden Fall weiter, genauso wie: seine eigene Lust anzukurbeln. Wie, das ist Geschmackssache, aber bei vielen Frauen “ziehen” erotische Literatur, Fanatsien, erotische Bilder und Videos, Sexbücher, Sextoys, Masturbation usw., überhaupt eine sinnliche Lebensweise…
Und natürlich eine lebendige Kommunikation mit dem Liebsten, der ruhig haarklein wissen soll, was dich alles antörnt.
Viel Glück mit dem neuen Schatz
Beatrice Poschenrieder