Mein Freund gibt sexuell sehr wenig, weist mich oft ab: Wegen Missbrauch in der Kindheit?

Anfangs hatten wir viel Sex, mittlerweile holt er sich öfter einen runter, als mit mir zu schlafen. Nun gestand er mir, dass er als Kind…

Hat er so wenig Lust auf Sex und gibt im Bett wenig, weil er als Kind missbraucht wurde?

Hallo Beatrice,
ich bin nun seit 1 1/2 Jahren mit meinem Freund (25) zusammen. Wir lieben uns sehr und haben große Zukunftspläne! Leider ist unser Sexleben nicht gut, finde ich. Ihm ist es recht so, wie es läuft, nämlich nur am Wochenende… Vielleicht liegt das daran, dass er von 13.30 – 22.00h arbeitet und ich von 09.00 – 17.00?!
Allerdings habe ich mehr Lust auf Sex als mein Freund – auch während der Woche! Wir haben immer 1-2 Mal die Woche Sex. Und zwar Samstag oder Sonntag. Manchmal donnerstags während der Woche, wenn ich ihm mal einen blase. Das nervt mich, diese Routine!
Ich habe auch schon alles probiert!!! Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dass es mir zu wenig ist. Ich habe es ihm mit Gesten versucht zu erklären! Er sagt, er wäre müde von der Arbeit und will einfach nur schlafen…
Dann versuche ich mich abends im Bett manchmal an ihn ranzuschmeicheln… er sagt dann, ich solle mit dem Zappeln aufhören.
Versuche ich sein Glied zu berühren, schiebt er meine Hand stöhnend weg und meint, ich solle nicht nerven. Will ich ihn küssen, umarmen und streicheln, sagt er, ich solle mit der Hibbelei aufhören!!!
Aber ich brauche das und ich verstehe nicht, wie das alles so einschlafen konnte… Ich sagte ihm auch schon, dass ich das brauchen würde, doch er sagt daraufhin, ich würde das immer so exzessiv verlangen und das kann man nicht planen. Das muss von selbst kommen!
Ja nur leider kommt es ja NICHT VON SELBST!!!! Und ich muss auch sowieso immer die Initiative ergreifen!
Als wir zusammenkamen, hatten wir JEDEN TAG an die zweimal Sex und danach so fünfmal pro Woche Sex… und ausgiebig!!!
Nun ist es (fast) nur noch am Wochenende und dann zieht er mich auch meistens nur rüber zu sich, streichelt mich nur ganz kurz an meiner Scheide oder dem Busen und dann geht’s schon los mit dem Geschlechtsverkehr! Also so gut wie kein Vorspiel… aber da war er noch nie Weltmeister drin. Wenn ich das dann anspreche, heißt es immer, das wäre nur Rumgefiddel und oft wäre er kitzelig oder das nervt ihn nur!
Morgens während der Woche holt er sich regelmäßig einen runter – so jeden 2. Tag (ich natürlich dann auch, da mir der Sex fehlt!!!).
Ich finde seine Unterhosen mit Spermaflecken, wenn ich von der Arbeit komme, und bin dann immer total beleidigt, dass er sich lieber einen runterholt, als mit mir abends zu schlafen! Richtig wütend werde ich dann manchmal!
Und er sagt dann, das wären die doofen Arbeitszeiten und er glaubt, er müsse das besser mal ändern!

Als ich ihn mal auf das Onanieren angesprochen habe, ich hätte ’ne Unterhose von ihm gefunden, sagte er nach erstem Verneinen und er wüsste nicht, was das ist, dass ich ihn in eine peinliche Situation bringe, worauf ich dann nur sagte, dass das absolut ok sei und was Natürliches!
Er meinte dann, er würde es tun, da ich ja morgens nicht da bin und er sei eben ein „Horny Bastard!“ 🙂
Wir haben auch schon probiert, die Szene zu wechseln, in der Wohnung, oder mit Kerzenlicht, Musik, Aromaölen etc. Aber wie gesagt, es scheint, als ob ihn das alles nur nervös macht!
Und manchmal, wenn er zum Beispiel einen Ständer hat, am Wochenende nach dem Duschen und dann mit seinem Handtuch vor mir steht, wenn ich noch im Bett liege, redet er wie mit Babysprache und sagt, er hätte nun einen Harten und „ja guck mal… “ blablabla. Als ob ihm das irgendwie peinlich ist!!
Ich finde Babysprache ja ganz süß, aber kann es sein, dass er irgendwie „verklemmt“ ist, oder auch „gehemmt“???
Oder dass er denkt, meinen Sex-Anforderungen nicht zu entsprechen?

Ich habe ihm nun auch ein Privat-Pornovideo mit mir aufgenommen, wo ich mich befriedige, so dass er es sich anschauen kann, wenn er es sich macht. Er fand das voll toll und hatte sich an dem Abend, als ich es ihm gab, ein wenig angeschaut, hörte nach 3 Minuten auf es sich anzuschauen und meinte, er hätte schon ’nen Ständer bekommen und fände das so geil! Ich sähe so gut aus… er war richtig begeistert!!!
Und natürlich sage ich ihm oft, wie schön der Sex doch nun war usw. und dass ich ihn liebe. Auch als wir die Phase nach 5 Monaten Zusammensein hatten, wo er irgendwie nicht mehr in mir kommen konnte, sondern nur noch durch Ejakulieren auf mir oder zuerst onanieren und dann in mir drin kommen …
Auch ist es so, dass wir nicht mehr so viel küssen und schmusen… warum??? Aber unsere Liebe zueinander ist 110%.

Er hat mir vor 3 Monaten übrigens erzählt, dass er als 8-9jähriger Junge von seinem Pflegevater missbraucht wurde. Mit Finger in den Po stecken und anfassen beim Baden und vor ihm onanieren etc..
Kann das unser Liebesleben und das manchmal scheue und ablehnende Verhalten beeinflussen???
Warum nicht am Anfang unserer Beziehung, sondern erst jetzt, nach 1 1/2 Jahren???

Bitte antworte mir, da ich hier gar keine Lösung mehr weiß und was ich sonst noch alles ausprobieren soll!!!
Lea (26)

Liebe Lea,
es ist sehr schwer einzuschätzen, woher seine Unlust kommt. Dass die Lust auf Sex im Laufe einer Beziehung nachlässt, ist ja normal, aber was bei euch beunruhigt, ist, dass er ja offenbar auch kaum noch schmusen mag und dass er dir, wenn es mal zum Sex kommt, nur ein unbefriedigendes Mager-Programm gibt.
Ich vermute, dass es eine ganze Reihe von Ursachen gibt, unter anderem:
1) Er fühlt sich von dir unter Druck gesetzt, und unter Druck machen viele Männer dicht und geben fast nichts mehr.
2) Du kommst ihm mit der Sex-Initiative immer zuvor.
3) Unter der Woche ist er einfach zu müde und dementsprechend genervt, wenn du seinen Wunsch nach Schlaf nicht respektierst, sondern „herumzappelst“.
4) Wie bei den meisten Männern ist sein Sextrieb morgens am stärksten, aber werktags bist du dann ja nicht da, also onaniert er.
5) Er onaniert auch deswegen, weil das weniger anstrengend ist als Sex zu zweit; außerdem macht es weniger Angst, und
6) möglicherweise sind da tatsächlich tief verborgene Ängste, die noch vom Missbrauch herrühren. Warum sollten die sich erst jetzt bemerkbar machen und nicht schon am Anfang der Beziehung? Weil du am Anfang noch nicht „Bezugsperson“ für ihn warst. Jetzt schon. Und mit einer Bezugsperson geschah ja wohl auch der Missbrauch. Das Unterbewusstsein stellt solche Zusammenhänge her und dementsprechend brechen tief drinnen Ängste auf.
Bemerkenswert ist auch, dass er auf eine kindliche Ebene rutscht, um Sex mit dir abzuwehren (Babysprache).

Was ist zu tun?
Sprich nochmal mit ihm drüber, und zwar ernsthaft und ausführlich, aber ohne Anklage und vor allem nicht im Bett. Dreh das Gespräch so, dass DU ein Problem hast. Er sollte sich weder angegriffen fühlen noch ein schlechtes Gewissen bekommen.
Einer von euch beiden sollte seine Arbeitszeiten ändern, sodass ihr mehr Zeit miteinander habt.
Er sollte zumindest mal mit jemandem über seinen Missbrauch sprechen. Du könntest ihm erzählen, dass du im Internet Beratungsstellen gefunden hast, die männliche Missbrauchsopfer kostenlos und anonym beraten, und dass er da vielleicht einfach mal anrufen kann.
Diese Institutionen findest du im Brief „Gibt es Anlaufstellen für männliche Missbrauchsopfer?“
Erzähle ihm aber nicht, dass du dich mit eurem Problem an mich gewandt hast.
Unterlasse für ein paar Monate alle Aktionen, die ihn „nervös“ machen, setz ihn sexuell in keiner Hinsicht unter Druck, halte dich sexuell sehr zurück, lebe deine Lust mit dir selber aus. Nicht für immer, sondern nur für, sagen wir mal, zweieinhalb Monate.
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Alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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