Seit ich in seine Nähe ziehen wollte, kann oder will er keinen Sex mehr mit mir haben
Wenn ein Mann nur mit seiner Partnerin Sex haben kann, solange ein Abstand besteht (z.B. Fernbeziehung), hat er dann ein Bindungs- und Näheproblem?
Hallo liebe Beatrice!
Was macht frau, wenn der Mann, in den sie sich verliebt hat, unter Bindungsangst leidet? Genauer gesagt, er kann nicht mehr mit mir schlafen, weil er in mich verliebt ist – als er es noch nicht war, konnte er aber schon, also da hatten wir immer Sex, wenn wir uns gesehen haben. Wir sind seit einem halben Jahr zusammen, führen aber eine Wochenend-Fernbeziehung. Unsere Beziehung ist zur Zeit eine rein kulturelle, wir gehen am Wochenende aus (Theater, Kino, Konzerte) und unterhalten uns prächtig. Er ist gleich alt wie ich, wir haben auch weitestgehend dieselben Interessen. Die Beziehungsangst offenbarte sich in dem Augenblick, als ich ihm sagte, ich sei bereit, in seine Nähe zu ziehen… Dazu muss man sagen, dass er eine gescheiterte Ehe mit einer zwölf Jahre älteren Frau hinter sich hat und danach noch einige unglückliche Beziehungen, sodass ich mir denke, dass er lediglich aus Angst vor einer erneuten Enttäuschung einen Schutzwall um sich baut.
Was raten Sie mir? Soll ich dranbleiben und weiter diese lockere Wochenendbeziehung rein kultureller Art pflegen? Oder soll ich mich zurückziehen, damit er merkt, dass ich ihm fehle? Oder haben Sie einen alternativen Rat?
Jutta (47)
Liebe Jutta,
Sie schreiben: “Wir sind seit einem halben Jahr zusammen, führen aber eine Wochenend-Fernbeziehung.”
Nun ja: Wenn er jetzt erst in Sie verliebt ist, war es vorher keine Beziehung, sondern eine lockere Geschichte, vielleicht war (ist) es für ihn sogar eher eine Affäre.
Sie schreiben auch, dass er unter Bindungsangst “leidet”. Leidet er wirklich, oder nicht vielmehr Sie? Falls er – wie ich vermute – eher nicht leidet, wird er es aus eigenem Antrieb auch nicht ändern.
Entweder ist es Bindungsangst, was ihn davon abhält, Sex mit Ihnen zu haben, oder sein Inneres wehrt sich gegen eine feste Beziehung, weil einiges für ihn nicht gut passt. Mit Ihnen zu schlafen, wäre zu nah, zu intim, zu verpflichtend. Er will (bewusst oder unterbewusst) nicht, dass Sie ihm ZU nahe kommen, sprich, in seine Nähe ziehen, sondern er hätte gern alles so belassen, wie es war.
Nun könnten Sie ihm natürlich vorschlagen, dass Sie nicht in seine Nähe ziehen, sondern Ihre “Affäre” so locker lassen wie sie vorher war – und schauen, ob er dann wieder Sex mit Ihnen hat.
Die Frage ist aber: Würden Sie letztendlich nicht mehr drunter leiden, wenn Sie ihm alles geben und es mit ihm trotzdem so unverbindlich bleibt?
Diese “Abstands-Spielchen” bringen letztendlich oft nicht viel, weil er wahrscheinlich schon wieder mehr von Ihnen wollen würde, wenn Sie sich zurückziehen – aber eben nur dann, WENN Sie sich zurückziehen. Das heißt, wirkliche und dauerhafte Nähe entsteht selten durch solche Taktiken.
Mein Rat ist, fragen Sie sich ernsthaft: Was will ICH? Was tut MIR gut? Tut diese Beziehung mir gut, oder bringt sie mir gerade mehr Leid und Frust?
Wenn das Negative überwiegt, sollten Sie Ihres Seelenheils zuliebe diesen Mann aufgeben, und zwar komplett. Es kann nämlich gut sein, dass sein Schutzwall bestehen bleibt – zumindest für den Zeitraum, in dem Sie noch miteinander verkehren – und Sie sich daran die Zähne ausbeißen, bis Sie auf dem Zahnfleisch kriechen.
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Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder