Hallo Beatrice,
ich hatte mich vor einem Jahr von meiner langjährigen Freundin getrennt, wir waren nicht verheiratet und es sind auch keine Kinder da. Die Luft war raus, wir lebten nur noch nebeneinander her. Kurz nachdem ich mich getrennt hatte, lernte ich eine 40jährige, verheiratete Mutter von 2 Kindern (12 und 15 Jahre) kennen. Wir waren über ein halbes Jahr sehr verliebt und verbrachten auch einen gemeinsamen Urlaub zusammen. Jetzt hat sie sich von mir getrennt mit der Begründung, sie könne es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, es plagen sie ständige Gewissensbisse. Hierbei sei erwähnt, dass sie einer christlichen Vereinigung angehört und für diese Vereinigung unsere Beziehung auch Sünde und Betrug sei.
Sie erwähnt, dass ihre Gefühle für mich da sind, nach wie vor, auch dass sie mich liebt, aber die Vernunft und die Angst vor Entdeckung machen ihr mehr zu schaffen als es unsere Liebe, die bei beiden nach wie vor besteht, aushalten könnte. Sie selber ist in ihrer Ehe alles andere als glücklich, nur der Kinder wegen hält sie an dieser unglücklichen Ehe fest. Sie sagte mir schon, dass sie am liebsten sofort ihren Mann verlassen würde, aber da auch sie Erfahrungen als Scheidungskind gemacht hat, käme das nicht in Betracht, aus Rücksichtnahme zu ihren Kindern.
Diese Frau ist in ihrer Ehe sehr unglücklich, wollte sie sich doch auch vor unserer Zeit schon das Leben nehmen. Ich liebe sie unheimlich und weiß nicht, was ich machen kann. Ich sagte ihr schon, ob Gott denn das so wollte, als er von Ehebruch und Betrug sprach?
Ich selber bin auch gläubig, allerdings benötige ich dazu nicht den Mechanismus einer Kirche, geschweige denn das scheinheilige Getue mancher ach so frommen Gemeindemitglieder.
Für mich bricht eine Welt zusammen und ich habe Angst, dass sie sich nach einer gewissen Zeit etwas antut.
Danke, Manoman (45)
Hallo Manoman,
du darfst deiner Geliebten ihren Glauben nicht schlecht machen, sondern das musst du schon respektieren, aber du könntest ähnlich argumentieren wie ich:
Ich würde mal sagen, vor Christus ist Selbstmord (oder “sich etwas antun”) eine viel schlimmere Sünde als Fremdgehen! Und vor allem: So weit ich weiß, gilt eine Scheidung nur vor der katholischen Kirche als etwas Unerwünschtes. Aber würde Gott wollen, dass eine Frau in einer kaputten Ehe bleibt, aber todunglücklich ist, in Gedanken jeden Tag bei einem anderen Mann ist und Suizidgedanken hat? Wohl kaum, oder? Und wenn ihr eure Beziehung offiziell macht, ist es ja nicht mehr Betrug bzw “betrügen”!
Ferner kann ich mir vorstellen, dass diese Frau die selben Ängste und Zweifel hat wie fast jede Frau in ihrer Situation: Werden meine Kinder und ich große Nachteile haben, wenn ich mich von meinem Mann trenne und mit dem Neuen zusammenkomme? Besteht vielleicht sogar die Gefahr, dass wir dann allein dastehen?
Insofern musst du erst mal ganz hart mit dir selbst ins Gericht gehen, ob du bereit wärst, diese Frau auch zu heiraten, wenn es sein muss, für sie zu sorgen, und ihre Kinder anzunehmen, als wären es deine eigenen? Wenn du dies nach reiflicher Überlegung zu 100 % bejahen kannst, dann sag es der Frau. Es wird ihre Entscheidung erleichtern.
Vielleicht kannst du ihr außerdem dieses Video von mir zeigen?
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder