Warum bleiben Menschen in schlechten Beziehungen, statt sich zu trennen?
Die Beziehung ist kaputt, langweilig, sexlos, lieblos, gleichgültig o.ä., aber man trennt sich nicht. Was sind die Hintergründe?

Frage: Es gibt ja viele Paare, die sich besser trennen sollten, und doch bleiben sie zusammen. Ich kenne einige Paare, deren Beziehung ist so schlecht (lieblos, stumm, verächtlich, desinteressiert, langweilig etc.), dass ich es keinen einzigen Tag darin aushalten würde! Warum zum Teufel bleiben die Betroffenen da drin???
Antwort: Stimmt, es gibt tatsächlich viel zu viele solcher Paare! In allererster Linie sind es Ängste, die Menschen in unschönen, “kaputten” Beziehungen verbleiben lassen (natürlich treffen nicht alle Ängste in der Liste auf alle Betroffenen zu, sondern eben ein Teil); häufig sind die jeweiligen Ängste denjenigen gar nicht richtig bewusst.
Angst
• vorm Alleinsein
• vor Veränderung
• vor dem Ungewissen
• vor finanziellen/materiellen Verlusten oder Nachteilen
• vor der Verurteilung durch andere Menschen
• davor, als der Böse dazustehen (z.B. vor den Kindern, dem Partner, vor Verwandten, Freunden, Bekannten)
• davor, einen Fehler zu machen und es später zu bereuen
• davor, dass eine neue Beziehung auch nicht besser ist und man dann die Trennung bereut, die materiell so weh tat und die Kinder verwirrt hat
• dass sich der verlassene Partner etwas antut (was in der Realität sehr selten der Fall ist!)
• dass man eh keinen neuen Partner findet und für immer single bleibt
und ähnliches.
Manchmal ist es auch Resignation, Abstumpfung und/oder eine schwere Erkrankung (dazu zählen auch Depressionen, Zwangsstörungen, Phobien etc.), die dazu führen, dass man eine Trennung nicht vollzieht. Das Blöde ist aber, dass das Verharren in einer unglücklichen oder toten Paarbeziehung die Resignation, die Depression und andere Erkrankungen noch verstärkt.
Wenn man in einer Partnerschaft feststeckt, die seit Jahren nicht mehr richtig glücklich und erfüllt ist, hilft es sehr, offen mit Außenstehenden UND mit einer Fachperson (z.B. Paarberatre/in) darüber zu sprechen, um klarer zu sehen und sich besser entscheiden zu können, wo der Weg hingehen soll. Denn man muss sich ja auch fragen: Was sehe ich, wenn ich mit 70 oder 75 auf mein Leben zurückblicke? Dass ich meine besten Jahre in der falschen Beziehung verbrachte und weder mir selbst noch meinem Partner die Chance gab, jemand Passenderen zu finden?
Beatrice Poschenrieder