Seit ich was mit einem anderen hatte, wurde mein Freund immer unversöhnlicher

er ist böse, gekränkt, eifersüchtig, ich soll sein Ego aufbauen
Er macht alles kaputt, weil er immer nur aufs Negative schaut!

Liebe Beatrice,
Mein Freund und ich sind oder waren fast vier Jahre zusammen. Vor einem Dreiviertel Jahr trennte ich mich das erste Mal von ihm, weil wir uns viel stritten und ich unglücklich war. Ich verließ ihn, als ich mich im Urlaub in jemanden verknallte und dort eine Affäre mit ihm hatte. Das hielt nur für den Urlaub, aber schon ein paar Wochen später verliebte ich mich neu in jemanden, das dauerte dann auch nur anderthalb Monate.
Ich merkte, dass ich meinen Ex noch liebte, und wir kamen wieder zusammen. Er ließ sich darauf ein, weil er mich liebte, war aber total gekränkt, dass ich andere gewollt hatte, und kam nicht damit zurecht, dass ich mit anderen Sex hatte, das hatte ihn total fertig gemacht.
Ich musste also die letzten sechs Monate sehr für ihn da sein, für seine Angst und Eifersucht. Er hatte immer Angst, dass ich wieder gehen würde. Am Anfang habe ich noch viel Geduld gehabt, aber es wurde nicht besser bei ihm.
Ich hab immer zu ihm gehalten und war für ihn da, aber es war wahnsinnig anstrengend.

Ich habe vor einem Monat an einer Musicalschule meine Ausbildung begonnen und das machte ihn noch unsicherer und so hatten wir jeden Abend Diskussionen, immer und immer wieder. Ich wollte ihn einfach nur lieben und glücklich sein mit ihm, aber er zerstörte es immer wieder durch seine Angst.
Und jetzt habe ich nicht mehr die Kraft, um weiter zu machen. Ich sagte ihm, dass ich ihn liebe, aber dass ich nicht weiß, ob ich mit ihm zusammen sein kann, weil er mich unglücklich macht, und wollte eine Pause. Die hat er mir auch geben wollen, aber dann rief er einen Tag später an und sagte, er könne das nicht aushalten, dann müsse ganz Schluss sein. Und das ist es jetzt auch.

Er ist mein absoluter Traummann, das weiß ich 100prozentig, ich war nur gegangen, weil er mich unglücklich gemacht hatte. Und jetzt ist schon wieder aus, weil er sich nicht beruhigen konnte. Und ich will ihn nicht verlieren.
Er macht alles kaputt so, die Garantien, die er haben will, machen mir Angst. Ich weiß nicht, was ich machen soll, denn ich will ihn nicht und will ihn doch.
Liebe Grüße, Larissa (23)

Liebe Larissa,
ich wüsste gern noch was:
1) Du sagst: “Anfang des Jahres trennte ich mich von ihm, weil wir uns viel strittten und ich unglücklich war”.
Bitte schreib mir, aus welchen Gründen ihr gestritten habt (und wie oft) und aus welchen Gründen du unglücklich warst.
2) Ferner wüsste ich gern, was genau an deinem Ex bzw. der Ex-Beziehung hätte anders sein müssen, damit du glücklich gewesen wärst?
3) War er schon immer so eifersüchtig? Wenn ja: Hast du mit deinem Verhalten ein bisschen dazu beigetragen? Inwiefern?
Bis dann, Beatrice

Liebe Beatrice,
hier sind meine Antworten.
1. Wir stritten anfangs über konkrete Dinge, die unsere Beziehung betrafen und die schon schwerwiegend, zumindest wichtig waren. Er hatte sich schlecht mir gegenüber verhalten, war am Anfang unserer Beziehung nicht immer ehrlich zu mir. Er hatte zum Beispiel Email-Kontakt zu einer Bekannten aus seinem Urlaub, von der er mir nicht erzählt hatte, die Email las ich zufällig. Er versicherte mir, es sei nichts gewesen, aber zusammen mit anderen Dingen, die er mir verheimlichte, schürte es mein Misstrauen und enttäuschte mich.
Seltsamerweise entstand eine ähnliche Situation wie die jetzige, nur umgekehrt: Obwohl er sich wohl veränderte, hörte ich nicht auf mit meinem Misstrauen, und irgendwann waren wir sozusagen nicht mehr sicher: er wurde mit der Zeit immer weniger empfänglich für meine Kritik, er machte deutlich, dass es ihn nervte, und auf einmal konnten ganz kleine Dinge Diskussionen auslösen – irgendwann stritten wir uns nicht mehr über unsere eigentlichen Probleme, sondern darüber, dass wir uns stritten. Und das oft.
Wir hatten wunderbare Momente, aber wir hatten viel Streit. Ein Beispiel: wir waren im Urlaub, es war unglaublich romantisch, wir schauten auf sein Handy, und ich sah einen Namen, den ich nicht kannte. Ich war misstrauisch und wollte zickig wissen, wer das ist. Anstatt dass er mich in den Arm nahm oder nett war, was gereicht hätte, wurde er auch zickig und zeigte sich genervt, dass ich im Urlaub mein Misstrauen nicht ablegen konnte. Das passierte zu oft, bestimmt jeden dritten Tag.
Immer aber hatten wir einen Rückzugsort in uns, unsere Liebe. Die war uns beiden immer klar, nur deswegen waren wir so enttäuscht voneinander, und auch wenn wir sehr heftig miteinander wurden, war das Bett unser Platz, an dem alles wieder gut wurde. Wir haben von Anfang an sehr schönen und spannenden Sex miteinander gehabt, und während der ganzen Beziehung wurde der nie schwieriger oder flacher, sondern wir wurden immer tiefer miteinander, wir fanden Dinge, die uns beide sehr und immer mehr erregten, auflösten. Naja, und unser Bett war nicht nur, was Sex anging, sondern auch was generell unsere Liebe anging, unser Friedensort.

Im Sommer vor anderthalb Jahren war ich sechs Wochen im Urlaub und merkte in den letzten zwei Wochen, dass ich ohne ihn glücklich war, dass die ganzen Sorgen und Probleme von mir abfielen. Ich merkte, dass ich ohne ihn sein konnte und machte Schluss, als ich zurückkam. Nach weiteren sechs Wochen merkte ich, dass das Gefühl nicht anhielt und meine Liebe viel stärker war – wir kamen wieder zusammen.

Aber ab da wurden unsere Streitigkeiten bitterer. Mein Freund war harscher geworden, es war nicht mehr so einfach, sich zu versöhnen. Er nahm mir das übel und hatte deutlich wenig Lust, nachzugeben. Es hatte sich einfach gar nichts verändert, und davon waren wir beide enttäuscht. Es wurde schnell bitter. Wir waren noch etwa zwei Monate zusammen, ich hatte das Gefühl, dass er mich gar nicht schätzte und die zweite Chance, die wir hatten. Wir waren sehr frustriert, und er sprach die ganze Zeit von der Trennung. Eigentlich erwartete ich, dass er gehen würde. Er war unfreundlich. Unsere Liebe, die wir beide als sehr groß fühlten, funktionierte einfach nicht mehr.
Ende Dezember fand ich zufällig Pornovideos bei seinen Klamotten. Wir hatten immer so eine erfüllte und tolle Sexualität gehabt, und dass er sich Zeug anschaute und damit bewies, dass seine Lust anscheinend nicht nur mich meinte, war unglaublich demütigend. Wir hielten irgendwie noch zwei Wochen durch, dann fuhr ich in den Urlaub und lernte da, wie beschrieben, meine Affäre kennen.

2. Mein (Ex-)Freund ist ein wunderbarer, intelligenter, zärtlicher und aufregender Mensch. Deswegen hab ich Traummann geschrieben. Ich wollte immer mein Leben mit ihm teilen. Die Probleme, die wir anfangs hatten, wären zu bewältigen gewesen. Ich hätte mir weniger Streit gewünscht. Er hätte verständiger sein müssen. Nicht so viel mit mir schimpfen. Ich konnte nachher überhaupt nichts mehr kritisieren, er war allergisch auf jede Kritik. Es war zum Verzweifeln, denn wenn es gut lief, war es so traumhaft schön. Es war fast, als hätte er das nicht ausgehalten. Er schien alles an mir zu lieben, aber ständig konnte ein falsches Wort alles zunichte machen. Er war nicht nur zornig, sondern auch deprimiert, traurig, frustriert. Ich hätte mir gewünscht, dass er schätzt, was er an mir und uns hat. Er hat sich immer wieder entschuldigt und war zerknirscht, aber er änderte sich nicht.
Bei unserem Neuanfang war er bereit, mich zu verstehen, aber mit der Zeit wurde er immer härter gegen mich. Ich glaube, dass er mir schon die erste Trennung nie wirklich verziehen hat und die zweite erst recht nicht. Er hat es wohl versucht, aber er konnte die Kränkung glaub ich nicht vergessen.

3. Nein, überhaupt nicht. Ich hab nie jemand anders angeguckt. Hat mir mal ein Typ gefallen, ließ ich den nie so nah an mich ran, dass es Anlass zu Eifersucht gegeben hätte. Wie gesagt, die beiden Trennungen machten ihm zu schaffen, und ganz besonders, dass ich in unserer Auszeit mit zwei Männern zusammen war. Er hatte gedacht, ich hätte mich in eine verwandelt, die Spaß hat am Rummachen mit möglichst vielen, und ich hab ihm das schwer nur wieder ausreden können. Von Anfang an war das seine größte Angst. Aber ich hab ihm eigentlich erst in unser zweiten Trennung wehgetan.
Vielen, vielen Dank für deine Mühe.
Larissa

Liebe Larissa,
ich hab ein bisschen das Gefühl, als ob du ihn jetzt, mit dem trennungsbedingten Abstand, zum Traummann stilisierst.
Zählen wir mal auf, was wir auf der Pro-Seite haben:
Er ist ein intelligenter, zärtlicher und aufregender Mensch.
Du schreibst auch „wunderbar“, aber ich finde, das passt nicht zu den negativen Seiten, die er hat:
– Er hat sich schon zu Beginn der Beziehung „schlecht dir gegenüber verhalten“, das ist ein sehr ungutes Zeichen
– er hat dein Misstrauen ausgelöst, aber reagierte unschön, wenn du´s gezeigt hast
– er war immer weniger empfänglich für deine Kritik, machte deutlich, dass es ihn nervte
– er wurde immer harscher und unversöhnlicher
– du hattest das Gefühl, dass er dich gar nicht mehr schätzte und die zweite Chance, die ihr hattet. Stattdessen sprach er die ganze Zeit von Trennung
– er war unfreundlich
– er war allergisch gegen jede Kritik
– er war überempfindlich und hart gegen dich.
Du schiebst das alles auf die Dinge, die du ihm angetan hast, aber für mich stellt es sich so dar, als ob er mit einer gewissen Egozentrik nur auf die eigenen Empfindlichkeiten schaut, obendrein auch noch aggressiv gegen dich ist und sich zu wenig mit dir und der Rettung eurer Beziehung befasst. Im Gegenteil, er setzt dir dermaßen zu, dass du gewissermaßen dauergestresst bist und in diesem einen Urlaub nur noch Erleichterung empfunden hast. Und genau diese Dinge werden sich bei euch immer wieder einstellen. Im Prinzip habt ihr nur eine gute Basis: den Sex bzw. das Bett. Das ist aber viel zu wenig Basis für eine dauerhafte Beziehung. Außerdem wackelt jetzt selbst die, nämlich dadurch, dass du mit seinen Pornos nicht klarkommst.
Dass du überhaupt in der Lage warst, dich mit anderen Männern einzulassen, ist ja auch ein deutliches Zeichen, dass er nicht der Traummann ist, zu dem du ihn jetzt stilisierst. Er hat dich schon einige Male unglücklich gemacht, und das wird immer wieder passieren, so sehr du dich auch nach Gegenmitteln umsiehst. Meines Erachtens habt ihr keine gute Zukunftsprognose. Von daher kann ich dir nur raten, ihn loszulassen.
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder

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