Wie kann ich ihr helfen, schlechte Erfahrungen zu überwinden?
Hallo Beatrice,
ich habe vor ungefähr einem halben Jahr ein wunderbare Frau kennen gelernt. Da sie im Norden und ich im Süden von Deutschland wohne, haben wir anfangs nur telefoniert und uns später dann auch getroffen. Seit einem Monat sind wir zusammen und auch sehr glücklich. Uns macht nur ein Problem sehr zu schaffen. Naja, eigentlich sind es sogar zwei:
1. Die weite Entfernung. Wir sehen uns zwar mindestens einmal im Monat, aber diese gewissen Minuten – in denen man gern jemanden zum Anlehnen hat – kommen nun mal nicht immer genau an den Tagen, an denen wir uns sehen. Dass ich bald in ihre Nähe ziehe, haben wir schon ausgemacht. Ich würde gern wissen, wie wir am besten damit ungehen können, in diesen bestimmten Minuten allein zu sein.
2. Durch ihre Vergangenheit fällt es ihr schwer, über Gefühle zu reden. Sie musste in ihrem Leben immer allein mit ihren Gefühlen klar kommen. Sie wurde nur äußerst selten mal in den Arm genommen usw. Sie hat ziemlich viel durchgemacht, gute Zeiten sowie auch sehr schlechte. Ihr erster Freund ist gestorben und ein anderer hat sie sogar geschlagen. Diese Bilder, die sie jetzt im Kopf hat, machen ihr sehr zu schaffen. Ich habe ihr angeboten, ihr dabei zu helfen, dieses Problem zu überwinden, nur weiß ich nicht wie. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie zum einen lernt, über ihre Gefühle zu reden, und ich würde mir wünschen, dass sie lernt, mit diesen Bildern umzugehen.
Was kann ich tun, um ihr zu helfen?
Für deine Antwort bin ich dir sehr dankbar.
Daniel (23)
Hi Daniel,
zu 1) …“wie wir am besten damit ungehen können, in diesen bestimmten Minuten allein zu sein“
Man kann telefonieren oder simsen / whatsappen, das hilft schon viel. Man kann Freunde anrufen oder Tagebuch schreiben. Außerdem bist du ja erst seit einem Monat in einer Fernbeziehung – du wirst im Laufe der Zeit lernen, damit klarzukommen. Bitte lies auch in meinem “Briefarchiv Liebe” den Brief “Wie kann unsere Fernbeziehung klappen?“.
zu 2) Auch hier kann ich nur sagen: ihr seid erst einen Monat zusammen. Das ist nicht viel, und es ist zu kurz, um sie dazu kriegen zu wollen, sich mehr zu öffnen. In dieser Hinsicht musst du mit ihr sehr geduldig und liebevoll sein, damit sie im Laufe der Zeit immer mehr Vertrauen zu dir gewinnt und sich allmählich von selbst öffnet. Je mehr sie dir vertraut und dich liebt, desto schwächer werden auch die negativen Bilder in ihrem Kopf werden.
Du selbst solltest auf keinen Fall den Ehrgeiz haben, dich bei ihr als Therapeut zu betätigen – das geht auf jeden Fall nach hinten los. Es wäre aber ganz gut, wenn du ihr hilfst, eine gute Therapie oder Selbsthilfegruppe zu finden – denn ich vermute hinter all dem, was du über sie erzählst, noch tiefer liegende Probleme. Möglicherweise hat sie sogar eine Neigung zu Depressionen, psychosomatischen Störungen o.ä., da müsste mal ein Fachmann (bzw. eine Fachfrau) ran.
Herzlichst
Beatrice Poschenrieder