Bin jünger und hübscher als seine Freundin, aber sie sind 20 Jahre ein Paar

Liebe Beatrice,
ich (37) komme mit einer völlig verfahrenen Situation:
Seit vielen Jahren bin ich Single. Kann kaum jemand verstehen, weil man mir höchste Attraktivität nachsagt, aber ich lebe ziemlich zurückgezogen. Ein Bekannter nahm mich mit in ein Tanzlokal, gut 200 km von mir entfernt. Dort lernte ich einen Mann kennen, wo es beidseitig wie eine Bombe einschlug. Wir tanzten und fühlten, wie es immer enger wurde. Er ist 57 (!). Verheiratet war er noch nie. Aber er hat seit fast 20 Jahren eine Freundin. Sie leben allerdings in getrennten Wohnungen.
Nach dem Tanzen und vielen Reden landeten wir in seinem Auto, knutschten. Er erklärte, es habe wohl keinen Sinn mit uns. Die Entfernung verbietet ein Treffen unter der Woche, da wir arbeiten müssen und am Wochenende wäre ja seine Partnerin ständig da. Wäre die Entfernung kleiner, könnten wir uns ja kennenlernen und wenn es was würde, wäre seine Verbindung ja ohne größere Probleme (im Verhältnis zu Verheirateten) lösbar. Auch spekulierte er, ich hätte mir mit ihm nur einen Spaß gemacht, denn was solle so eine schöne junge lebendige Frau mit einem so alten Mann. Schließlich bat er mich doch um meine Nummer, um den Kontakt mal lose zu halten.
Nach einer Woche rief er tatsächlich an. Die aussichtslose Situation dieselbe. Er meinte, da wäre leider nicht viel zu machen. Ich hörte seitdem nichts mehr von ihm. Dachte noch viel an ihn, schloss es aber letztendlich ab. Mein Kumpel (53) war dann irgendwann wieder in dem Lokal und traf auch IHN wieder. Der fragte sofort nach mir und mein Kumpel schimpfte ihn einen Deppen, nicht kapiert zu haben, wie es um mich steht. Er habe mir nicht geglaubt, war seine Antwort. 3 Tage danach rief er bei mir an. Natürlich würde er mich gerne wiedersehen, aber wie? Wir hatten Glück, den darauffolgenden Samstag war seine Partnerin mit einer Freundin unterwegs und wollte erst Sonntag zu ihm kommen. Wir trafen uns auf halber Strecke, verbrachten viele Stunden bei intensivem Gespräch im Cafe. Er war sehr ehrlich. Garantierte mir, nicht auf der Suche gewesen zu sein, weil seine Beziehung im grunde ja läuft. Für die allgemein gültigen heutigen Verhältnisse liefe sie sogar eher gut. Wenig Streit. Aber nun habe er mich getroffen und er könne sich nicht erklären, daß es ihn so umgehauen hat. Ich gab mich locker, freundlich, entspannt. Zeigte, daß ich mich über seine Gegenwart freue, aber keine Erwartungen stelle. Das zog offenbar.
Die Sehnsucht war auf beiden Seiten groß und in seinem Auto kam es, wie es kommen mußte. Im Anschluß gingen wir wortlos noch Hand in Hand durch die Stadt. Als wir uns trennten, erklärte ich ihm, daß ich mich zwar in ihn verliebt hätte, für ihn da wäre und er sich auch nie Sorgen um Sprunghaftigkeit machen müsse, wenn wir fest zusammen wären, daß ich aber niemals Druck ausüben werde oder versuchen, ihn aus seiner Beziehung zu holen. Ich glaube, das machte gewaltigen Eindruck auf ihn. Er wirkte dennoch verwirrt. Und er meinte, wir dürfen das nicht zu intensiv werden lassen, weil das für uns beide nicht gut wäre. Er würde sich ab und zu mal telefonisch melden.
Noch in derselben Nacht rief er an, ob ich gut heimgekommen wäre und dankte für den herrlichen Abend.
Exakt 14 Tage später meldete er sich. Ich hatte damit gerechnet, daß es das für ihn gewesen ist. Aber seine Stimme war schon so sanft, daß sie wie eine Umarmung wirkte. Er fragte unsicher, wie ich inzwischen darüber denken würde und ich sagte ihm, daß alles noch ist, wie es war und wohl auch so bleiben wird. Er war erleichtert. Es würden sicher auch wieder Zeiten kommen, wo er samstags allein ist. Und ich bot an, in sein Revier zu kommen, wenn ich mal Urlaub nehme. Wieder 14 Tage später, einen Tag vor Weihnachten, ein ähnliches Gespräch. Diesmal ging es schon ein wenig in die Zukunft. Was aus uns werden könnte. Er sagte das, was jeder sich ja eh denken kann: “Wäre meine Beziehung richtig schlecht, würde ich mit dir sofort den Neuanfang machen. Aber ich habe Angst, dass ich hier etwas hinwerfe und du mir dann davonläufst und ich am Ende allein dastehe.”
Aber er sagte von sich aus, wenn mein Angebot noch gilt, in sein Revier zu fahren, dann sollten wir im Frühling dort eine Radtour machen oder Wandern gehen. Er wolle mit mir was unternehmen und nicht nur in dunklen Straßen rumlaufen. Und er versichert, wenn es ihm nicht so ginge wie mir, dann hätte er das überhaupt nicth angefangen und wäre nie so weit rausgefahren.Mich richtig zu verhalten, ist eine Gratwanderung. Sage ich zu viel, könnte ich ihn abschrecken, sage ich zu wenig, könnte er es als Desinteresse auffassen. Ich denke aber, ich habe die richtige Mischung raus. Er sagt immer wieder, wie sehr er meinen Tiefgang schätzt, meine Beständigkeit, mein Verständnis und Fairness.

Meinst Du, wir haben eine Chance? Die einen schreien: na klar, der alte Sack läßt dich schon nicht los. Die anderen sagen, na das macht der nicht, der hat viel zu viel Angst…
Und ich will ihn auch nicht fragen, eben weil ich ihn an der langen Leine lassen will. Ich verstehe seine Situation sehr gut. Das spiele ich nicht vor. Ein Mann von fast 60, der mit dem Leben abgeschlossen hatte, nie eine Frau fand, wie er sich sie erträumt hatte, schließlich mit einem Kompromiss alt wurde…
Also, was meinst Du?
LG Gundula (37)

Liebe Gundula,
was mir bei eurer Geschichte besonders auffällt, ist, dass da eine wichtige Basis-Zutat fehlt, nämlich dass er sich um dich bemüht, um dich wirbt usw. Das kommt ja praktisch alles von dir! Obwohl es eigentlich andersrum sein müsste. Normalerweise werben Männer am Anfang stärker als die Frauen, tun mehr dafür, dass man sich sieht, sich näher kennenlernt. Und normalerweise wirbt derjenige weniger, der den höheren “Marktwert” hat – also du. Du bist eine schöne, begehrenswerte, interessante Frau im schönsten Alter – warum bemühst du dich so sehr um einen Kerl, der weit weg wohnt, gebunden, zu alt und so passiv ist???!!!Mag sein, dass du dich spontan verliebt hast (ich persönlich würde es mal eher “verknallt” nennen, denn du kanntest/ kennst ihn ja kaum) – aber die meisten Frauen in deiner Situation würden sagen: ich renn doch nicht einem Typen nach, der sich so wenig um mich bemüht.
Er meldet sich kaum (VIEL seltener, als ein verliebter Mann das sonst täte), ist dauernd nur am Abwiegeln und am Bremsen, während du sogar bereit bist, Urlaubstage zu opfern, um zu ihm zu fahren, auf ihn zu warten, ihm Zeit zu geben, keinen Druck zu machen – kurzum, du servierst dich ihm auf dem Silbertablett. Fiese Leute würden sagen: Sie bietet sich an wie Sauerbier.
Und du machst dir einen Riesen Kopf, wie du mit ihm umgehen sollst:
“Mich richtig zu verhalten, ist eine Gratwanderung. Sage ich zu viel, könnte ich ihn abschrecken, sage ich zu wenig, könnte er es als Desinteresse auffassen.”

Gundula, diese “Beziehung” ist schief! Sie fängt schon mit einem Ungleichgewicht an! Das ist nicht gut und führt auch zu nichts Gutem. Ich mache u.a. Paarberatung bei einem Paar, wo auch sie es war, die am Anfang um ihn kämpfte, sich um ihn bemühte, sich auf seine Bedingungen einließ – und er sich kaum auf ihre. Dieses Ungleichgewicht blieb in der Beziehung erhalten und hat sie im Lauf der Zeit untergraben.

Zwei meiner Freundinnen haben derzeit Liebschaften mit verheirateten Männern. Diese Männer tun sich zwar auch schwer mit der Entscheidung, ob sie ihre Frauen verlassen sollen, aber: Sie reißen sich 20 Beine aus, um mit ihrer Geliebten zusammen sein zu können! Sie knapsen sich Zeit ab, fahren hunderte von Kilometern, sie rufen mehrmals am Tag (!) an und schicken zwischendurch noch SMS.
Es stimmt, dass man sich erst mal gut kennen lernen muss. Aber dazu muss man eben auch sehr viel Kontakt haben. Und dafür muss man sehr viel tun – beide. Eigentlich der Gebundene noch mehr als der Single.

Fazit: Dein Kerl hat entweder nicht genug Gefühle für dich – oder er ist lahm und feige. Beides ist gleich schrecklich.
Mein Rat ist eigentlich: Steigere dich nicht in etwas rein, was wahrscheinlich nichts besonders Gutes für dich in der Zukunft bringen würde. Aber da du das vermutlich nicht hören willst, sage ich nur:
Hör sofort auf, dich um ihn zu bemühen. Er ist längst dran. Und da so wenig von ihm kommt, solltest du lieber weiterhin andere Männer kennen lernen. Geh öfter aus als sonst und melde dich auch in ein, zwei Internet-Partnerbörsen an. Damit du dich nicht auf einen Mann fixierst, der vielleicht der Falsche ist. Übrigens: In meinem Buch “Mister Aussichtslos: 12 Männertypen, die Sie sich sparen können” findest du eine Menge Anhaltspunkte, ob er der Falsche ist oder ob nicht!
Liebe Grüße
Beatrice Poschenrieder
„Mr.

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