Mein Freund will sich mir total unterwerfen, mein Sklave sein (Teil 1)

Er steht auf BDSM, auf devot-unterwürfig sein, ich soll seine Herrin spielen, ihn bestrafen. Ich würd´s für ihn tun, aber es ist nicht meins

Hallo Beatrice!
Mein Freund sagte mir gestern, er hat eine devote Ader. Er möchte sich mir total unterwerfen und ich soll alles bestimmen. So genau weiß ich nicht, was ich damit anfangen soll, aber ich liebe ihn so sehr, deshalb bin ich für alles bereit. Natürlich haben wir schon viel geredet und er sagte mir, was er will, dennoch bin ich immer unsicher, wie ich das anstellen soll. Er möchte, dass er zu mir gehört, will, dass ich sein Leben bestimme, und ich soll ihn bestrafen, wenn er nicht brav sein sollte. Er will sich ganz ausliefern und alles machen, was ich ihm sage. Das ist alles schön und gut, dennoch frage ich Dich, ob das gut gehen kann und wie ich ihm helfen soll, oder besser gesagt, wie soll ich mich verhalten? Wir lieben uns.
Liebe Grüße, Anja

Er steht auf BDSM, auf devot und unterwürfig sein, er will sich mir unterwerfen und ich soll seine Herrin spielen

Liebe Anja,
ich hätte da noch ein paar Rückfragen:
1) Seit wann seid ihr zusammen?
2) Wie war euer Sexleben bis jetzt?
3) Gab es bis jetzt schon Situationen, wo er sich devot verhalten hat?
4) Wenn ja: wie wirkt das auf dich? Wenn nein: Wie würde das auf dich wirken?
5) Was könnte passieren, wenn du auf seine Wünsche eingehst?
Bis dann, Beatrice


Hallo Beatrice,
1) Wir sind 8 Monate zusammen.
2) Vom ersten Tag bis heute sehr intensiv, keine Tabus. Wir sind immer noch frisch verliebt.
3) Ich weiß nicht so genau… wie verhält sich ein Devoter? Er ist ein ruhiger Typ, ganz normal. Als wir nun das erste Mal darüber gesprochen haben, haben seine Augen geglänzt, er war nervös und glücklich, dass das endlich raus ist.
4) Auf mich wirkt das eigentlich okay, bloß verstehen kann ich es nicht, dass er sich total unterwerfen und nur auf der Arbeit “normal” sein will. Wenn wir kuscheln, flüstert er “Bin dein Sklave, ja? Ich gehöre dir, bin dein Eigentum”. Sowas erregt ihn. Mich nicht, es ist nicht wirklich mein Ding, aber ich sehe in diesem Verhalten auch nichts Schlimmes.
5) Er wäre dann sehr glücklich, mit mir seine Neigungen ausleben zu dürfen. Er sagte, wir sollen´s langsamer angehen, nichts überstürzen und er will mich nicht bedrängen, er weiß, wie das schwer ist, Macht über einen Menschen auszuüben. Er möchte mir dienen und ich soll ihn zu meinem Diener und Sklaven erziehen. Er hat Angst, dass er mich wegen seinen Neigungen verlieren würde, deshalb wartet er auf meine Reaktionen, denn ich soll doch das Kommando übernehmen und dominant sein.
Dazu muss ich sagen, wir machen jetzt Probewohnen, denn wir wollen’s wissen, wie das so privat mit uns ist. Er kocht, er spült und geht mit dem Müll raus.
Lieben Gruß, Anja


Liebe Anja,
kurz zu dem Wort “devot”: Jemand, der devot ist, will sich einem andern mit Leib und Seele unterwerfen – und zum Beispiel alles für den andern tun, wie dein Freund das bei dir tun will.
Mit Frage 3 wollte ich wissen, ob er schon mal etwas von den Dingen getan hat, die er sich wünscht, also zum Beispiel den Sklaven oder Diener für dich gemacht. Denn ich wollte wissen, ob du dann eine innere Abwehrhaltung entwickelst oder den Respekt vor ihm verlierst. Aber bis jetzt scheint mir nichts davon der Fall zu sein, also denke ich, du könntest ein paar kleinere seiner Wünsche einfach mal mit ihm ausprobieren und sehen, ob es dir gefällt. Das ist wichtig! Es soll nicht nur ihm gefallen, sondern (zumindest ein bisschen) auch dir! Es bringt nicht viel, wenn du es nur ihm zuliebe tust, denn dann wirst du immer mehr innere Abwehr entwickeln, je mehr er von dir verlangt.
Es kann auch sein, dass das eine dir gefällt und das andere nicht. Es ist dein gutes Recht, bei allem, was dir nicht gefällt, zu sagen, “nein, das gefällt mir nicht so, das möchte ich nicht mehr machen (oder haben)”. Ich denke, dein Freund würde dafür Verständnis haben und auch nicht böse auf dich sein. Denn er wird sich schon glücklich schätzen, wenn du ihm ab und zu den einen oder anderen Wunsch erfüllst.
Ich denke, je mehr du ausprobierst, desto eher wird etwas dabei sein, was auch dir gefallen könnte. Wobei du natürlich nicht Sachen ausprobieren sollst, wo du von vornherein weißt, dass es gar nicht dein Ding ist. Hab keine Scheu, ganz offen mit deinem Freund darüber zu reden und dir auch immer genau erklären zu lassen, was er sich vorstellt. Und dann sag ruhig, “nein, das und das mag ich nicht, aber vielleicht könnten wir es so und so machen”.
Neue Experimente im Sexualleben eines Paares sind sehr oft Verhandlungssache. Und wenn man es dann macht und stellt mittendrin fest, nein, das finde ich schrecklich, dann ist es auch völlig okay, es mittendrin abzubrechen.

Vielleicht hast du auch Angst, dass dein Freund, sobald du auf ihn eingehst, immer mehr will und euer Sexualleben in eine Richtung gerät, die nur noch seine, aber nicht mehr deine ist. Nun ja: auch hier kannst und musst du immer rechtzeitig “stopp” rufen und mit ihm reden. Horche in dich hinein, was genau du empfindest, und sag es ihm.
Vielleicht fühlst du dich auch unwohl mit dem Gedanken, dass er sich nur noch auf der Arbeit “normal” verhalten will und bei dir immer der Sklave. Ehrlich gesagt, ich persönlich würde mich damit unwohl fühlen, denn ich will einen gleichwertigen Partner und nicht einen Sklaven. Er würde für mich seine sexuelle Anziehung verlieren und ich würde den Respekt vor ihm verlieren. Geht es dir auch so? Dann musst du ihm das unbedingt sagen, und vielleicht könnte man vereinbaren, dass er auch im Alltag mit dir noch “normal” ist und sich die Sklavennummer nur für speziellere Gelegenheiten aufspart.

Kurzum: Spüre in dich hinein, welche Ängste, Gefühle und Befürchtungen du bei dieser neuen Art von Partnerschaft und Erotik hast, sag sie ihm alle und dann: Findet Lösungen, mit denen ihr beide leben könnt!

Alles Gute, Beatrice Poschenrieder
(Für Teil 2 dieses Briefes hier klicken!)

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