Seit meiner Endometriose tut Sex weh und ich habe Abwehr dagegen

Es dauerte einfach zu lang, bis die Ursache für meine Schmerzen beim Sex festgestellt wurde: Endometriose. Nicht mal mein Freund glaubte mir

Endometriose kann große Schmerzen beim Sex verursachen

Liebe Beatrice.
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund (23) zusammen. Wir hatten auch unser 1. Mal miteinander. Die ersten anderthalb bis zwei Jahre hatten wir sehr guten Sex. Doch vor gut einem Jahr begann es bei mir während des Verkehrs weh zu tun. Es wurde dann Endometriose festgestellt. Doch bis zu dieser Diagnose war es ein langer Leidensweg. Ich bin immer wieder zu Ärzten gerannt und NIEMAND wollte mir so richtig glauben, welche Schmerzen ich eigentlich habe.
Bevor ich die Diagnose hatte, habe ich den Sex nur noch über mich ergehen lassen, weil ich Angst davor hatte, wie er reagiert, wenn ich jedesmal abblocke und sage, dass es weh tut. Zu dieser Zeit habe ich eigentlich auch die Schmerzen verdrängt. Seitdem die Krankheit festgestellt wurde (vor gut 4 Monaten), hatten wir nur dreimal Sex, da auch einige Eingriffe gemacht werden mussten. Ich befriedige ihn ab und zu mit der Hand oder oral, aber das ist auch nicht sehr oft. Ich fühle mich, als hätte ich eine Abneigung gegen Sex entwickelt. Ja, ich ekle mich manchmal sogar, wenn ich seinen Penis berühre. Mir kommt es auch öfters so vor, als ob er einfach nur Sex haben will, um seinen “Druck” los zu werden. Wenn er was getrunken hat, fängt er auch öfters mit dem Thema an, dass ich ihm ja nichts geben kann und dass ich ja nicht wissen kann, ob es weh tut, wenn ich es nicht probiere.

Jetzt kommt noch etwas Heikles: Als wir vor 2 Monaten seinen Geburtstag gefeiert haben, haben wir danach bei mir übernachtet und er war ziehmlich betrunken, ich hatte auch einiges intus. Da ist er im Morgengrauen wach geworden und zog mir das Höschen aus. Ich habe das alles nur unterbewusst mitbekommen. Dann fing er an, an meiner Scheide rumzuspielen. Er drehte mich auch auf den Rücken und versuchte in mich einzudringen, doch, ich nehme an, wegen des Alkohols war sein Penis erschlafft. Er leckte mich und drang mit dem Finger in mich ein.
Er drehte mich auch wieder auf den Bauch und leckte mich so und ebenfalls auch am After. Als er dann mit dem Finger in meinen Anus eindrang, wurde ich richtig wach und erschrak. Bin nur aufgesprungen und war entsetzt. Habe ihn nur angemault, was dass denn soll. Habe mich anschließend ins Wohnzimmer gelegt und dort versucht zu schlafen.
Bin mir nicht sicher, ob ich wirklich die ganze Zeit nicht richtig dabei war, oder ob ich nur “gelähmt” war, was zu sagen.
Am nächsten Morgen, als er aufstand, kam er nur ins Wohnzimmer und hat mich gefragt, was ich denn da machen würde. Ich konnte ihm garnicht antworten. Bis ich ihn anschrie, dass er mich auch gleich hätte vergewaltigen können, wenn es nicht schon eine Vergewaltigung war… Ich war total verwirrt. Ich wollte einfach nur noch, dass er geht. Er musste dann auch nach Hause, ging aber nur sehr ungern, obwohl seine Familie auf Grund seines Geburtstags kam. Er hat vor mir geweint und sagte nur, dass er nicht wissen würde, was er gemacht hat, und dass es ihm sehr leid tut. Dann war erstmal Funkstille bei uns, doch ich verzieh ihm.
Seitdem fühle ich mich von ihm eigentlich nicht so bedrängt. Er hat unter Alkohol nichts mehr gesagt, geschweige denn etwas getan. Aber sobald er in die Nähe meiner Geschlechtsorgane kommt, blocke ich total ab. Ich liebe ihn über alles, und meine Liebe wird auch erwidert. Er unterstützt mich auch bei meiner Krankheit, fährt immer ins Krankenhaus zu den OP`s und so, doch was da im Sexleben los ist, weiß ich nicht. Es macht mich total fertig. Ich würde mich echt über Hilfe von dir freuen.

Weiß wirklich nicht mehr weiter. Ich bin am Verzweifeln. Ich muss doch irgendwann auch nochmal etwas “Schönes” am Sex empfinden. Ich fühle mich auch durch die Krankheit so, als ob ich ihm etwas nicht geben kann, was aber zu einer Beziehung dazu gehört.
Liebe Grüße
Sandra (22)

Liebe Sandra,
ich denke, meine kleine Beratung kann dir wahrscheinlich nicht wirklich helfen, denn du bräuchtest eine ausführliche Beratung bei einer Fachfrau, die sowohl auf Gynäkologie als auch auf Sexualtherapie spezialisiert ist. Vielleicht kann dein Arzt, der die Endometriose behandelt, dir eine solche Fachfrau empfehlen.
Ich kann dir nur zusätzlich etwas mitgeben; bitte lies diese Beiträge:

Ich bin zu eng – bei jedem Sex schmerzt´s und blutet´s

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Scheide ist zu eng: Welcher Dildo oder Vibrator ist gut bei Vaginismus?

Sie wird nicht feucht und verkrampft sich

Die Antworten enthalten Tipps, die zumindest zum Teil auch bei dir funktionieren könnten.

Noch etwas zu euch beiden: Das Problem ist, ihr verhaltet euch beide ganz verständlich. Ich kann deinen Freund genauso verstehen wie dich. Ich denke auch nicht, dass man das eine “Vergewaltigung” nennen kann, was da an seinem Geburtstag passierte. Sex gehört nun mal zu einer Beziehung, er liebt und begehrt dich und möchte dir auch körperlich nahe sein; in jeder Nacht überkam es ihn einfach. Viele Frauen hätten positiv auf diese Annäherung reagiert, aber es ist auch völlig verständlich, wie du reagiert hast; die vielen Schmerzen und auch der leise, aber stete Druck zum Sex, unter dem du dich fühlst, haben dir alle Sexualität nachhaltig vermiest – du hast eine Abwehr dagegen entwickelt, die sich u.a. in Ekel und Lustlosigkeit ausdrückt. Das Blöde ist bloß, allein (bzw. zu zweit) werdet ihr das nicht hinkriegen. Da brauchst du eine neutrale und geschulte Person, wie ich sie dir eingangs empfohlen habe.
Begleitend dazu hab ich für dich noch einen Vorschlag:
Wichtig ist, dass du anfängst, ein liebevolles Verhältnis zu deinem Intimbereich zu entwickeln. Jede Vulva ist wie eine schöne Blume: zart, sensibel, verletzlich, aber auch in der Lage, uns Freude zu schenken. Wir müssen sie pflegen und hegen, manchmal ein bisschen streicheln, und sie respektvoll behandeln: nichts dran- und nichts reinlassen, was sie nicht möchte.
Manchen Frauen hilft es auch, einen Brief an ihre „Blume“ zu schreiben. Das klingt vielleicht komisch, aber es funktioniert oft erstaunlich gut. Zuerst findest du einen Namen dafür, und dann schreibst du einen Brief, in dem du all deine Gefühle dazu ausdrückst: deine Wut über die erlebten Erkrankungen, Schmerzen, Verletzungen, deine Ängste, deine Verwirrung, die guten Geühle, die sie dir schon beschert hat, wie du in Zukunft mit ihr umgehen willst und so weiter.
In meinem Buch «Sexbewusstsein: So finden Sie erotische Erfüllung» findest du eine ausführlichere Anleitung plus eine Menge anderer Hinweise und Übungen, wie du dein Verhältnis zu deinem Körper und deiner Sexualität wieder verbessern kannst!
Alles Gute
Beatrice Poschenrieder

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