Sie kommt nicht damit klar, dass er auf Fäkalsex steht

Mein Freund hat zugegeben, dass er eine Vorliebe für Anal- und Fäkalsex hat und ihn schon der Geruch aufgeilt. Er ekelt sich vor sich selbst

Hallo Beatrice,
ich habe keine Ahnung, ob ich so intolerant bin oder mein Freund, mit dem ich seit fast sechs Jahren zusammen bin, pervers ist. Irgendwann schilderte er mir seine Vorliebe für Fäkal- und Analsex. Zuerst war ich geschockt, dann versuchte ich ihn zu verstehen und sagte ihm, dass er sich nicht dafür schämen muss, ich mit ihm diese Sex-Praktiken aber nicht ausleben werde, weil ich das einfach nicht mag. Er sagt auch, dass er sich immer wieder vor sich selbst ekeln würde, wenn er mal wieder irgendwo onaniert hat, weil ihn allein schon der Geruch von Fäkalien anmachen würde. Seitdem schließe ich mich auf der Toilette ein, weil ich den Gedanken eklig finde, dass er sich daran aufgeilen könnte.
Letzte Woche habe ich ihn am PC erwischt, wo er zu diversen Videos onanierte. Mich kränkt es, obwohl ich weiß, dass es falsch ist. Jetzt stehe ich inzwischen vor dem Problem, dass ich mir einbilde, dass er selbst im Bett mit mir nur daran denkt, mit mir diese Praktiken auszuüben. Ich bin weiß Gott nicht prüde, aber irgendwo habe ich da inzwischen eine unglaubliche Blockade entwickelt und sehe rot, wenn er sich nur im Entferntesten erotische Bilder zu Gemüte führt.
Was soll ich tun, damit ich lerne, mit seiner Neigung umzugehen? Er ist der Mann meiner Träume und deshalb möchte ich ihn auf keinen Fall verlieren.
Danke und Gruß, Alberta (28)

sitzt auf dem Klo, auf Toilette, Geruch

Hi Alberta,
ich hätte ein paar Rückfragen:
1) Wie läuft (bzw. lief) euer Sexleben sonst so?
2) Bist auch du die Frau seiner Träume? Plant ihr eine Zukunft zusammen?
3) Wie lief eure Beziehung bis jetzt, wie ist sie im Moment?
4) Habt ihr nochmals über seine Neigung geredet, oder blieb es bei diesem einen Gespräch, was du im Brief erwähnst?
Bis bald, Beatrice

Hi Beatrice,
zu Frage 1: Die ersten zwei Jahre der Beziehung lief unser Sexleben ungemein gut, wir konnten überhaupt nicht genug voneinander bekommen. Inzwischen sind wir schon fast sechs Jahre ein Paar, wohnen seit etwa fünf Jahren zusammen. Unser Sexleben nahm mit dem Tag ab, als er mir von seiner Neigung erzählte. Ich habe erst versucht, alles zu analysieren, was wohl in seiner Kindheit schief gelaufen sein könnte. Habe gedacht, er hätte die sogenannte anale Phase im Kindesalter übersprungen und holt nun alles nach. Das war sehr naiv, denn spätestens drei Jahre später hätte er dann ja wohl damit durch sein sollen. Also, alles Quatsch.
Tja, wie ist unser Sexleben derzeit…?
Ich bin ein Mensch, der ständig seine Gefühle ausdrücken muss, weil ich sonst meine daran zu ersticken. Wir reden sehr häufig über unsern Sex, weil ich davon überzeugt bin, dass es das beste für unsere Beziehung ist. Wir haben Phasen in unserer Beziehung, in denen wir manchmal vier Wochen gar keinen haben. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich beruflich unter enormen Stress leide und oft auch gar keine Lust mehr habe. Das hat dann noch nicht einmal was mit seinen Neigungen zu tun.
Wir hatten kürzlich, nach meinem ersten Brief an Dich, ein sehr gutes Gespräch über unsere Vorlieben. Endeffekt war, dass wir gleich auf der Stelle Sex hatten. Sehr schön, das hat mich darin bestärkt, noch mehr darüber zu reden, denn es macht uns tierisch an. Also habe ich erotische Lektüre bestellt, an der wir auch beide großen Gefallen gefunden haben. Also, momentan ist unser Sexleben wieder im Aufwind, bis zu dem Moment, wo mir währenddessen wieder alles einfällt und ich mich zurückziehe. Mein Freund gibt mir übrigens stets das Gefühl, eine wahnsinnig begehrenswerte Frau zu sein, er hat immer Lust auf mich, darüber kann ich mich keineswegs beschweren.

Zu Punkt 2: Ja, ich denke, ich bin die Frau seiner Träume. Er liebt mich, was er mir tagtäglich MINDESTENS einmal deutlich zu verstehen gibt. Er ist sehr zärtlich und ich fühle mich restlos geborgen. Über die Zukunft haben wir schon sehr oft gesprochen. Wir wollen irgendwann heiraten und auch mindestens ein Kind bekommen. Das einzige Problem, was ich sehe, ist, dass ich seine einzige Freundin bisher war und ich Angst habe, dass er sich noch mal austoben muss. Ich habe ihm das übrigens auch schon im Streit über seine Neigungen an den Kopf geworfen. Er soll sich in einem Bordell austoben, alles das tun, was er glaubt, bisher versäumt zu haben. Aber dann steht er nur da und sagt mir, dass er das gar nicht nötig habe, weil ich die Frau sei, die er liebe und mit der er glücklich sei. Der Sex wäre da zweitrangig.

Zu Punkt 3: Unsere Beziehung war und ist sehr harmonisch, wir ergänzen uns prima. Er hilft sehr viel im Haushalt mit, der manchmal durch meinen Schichtdienst etwas brach liegt. Wir unternehmen viel gemeinsam, aber auch getrennt. Getrennt oft deshalb, damit wir unseren Freiraum bewahren und uns auch noch was zu erzählen haben. Das ist auch ein ganz besonderer Punkt unserer Beziehung, wir langweilen uns nie, wenn wir zusammen sind. Es gibt immer was zu erzählen. Wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis und jeder noch so ein paar Leutchen, mit denen wir uns halt getrennt treffen.
Streitereien werden sofort ausgetragen, nicht vertagt und verschoben. Wie schon gesagt, ich ersticke sonst daran. Dabei bin ich definitiv der lautere Part, ihn muss ich schon ganz schön „kitzeln“, damit er auch mal richtig Dampf ablässt. Danach einigen wir uns auf etwas .

Zu Punkt 4: Ja, wir haben nochmals darüber geredet. Er betont immer wieder, wie sehr es ihn anekelt, wenn er sich den Gefühlen hingegeben hat. Was soll ich dazu sagen, man merkt sofort, wie peinlich es ihm ist, wenn ich ihn darauf anspreche, ob da mal wieder etwas „vorgefallen“ ist. Von sich aus hat er nie wieder davon gesprochen. Ich muss dann auch ganz schön bohren, wenn ich etwas wissen will. Erzählt er es mir, bin ich total wütend und angeekelt. Sagt er, da war nichts, dann glaube ich ihm nicht. Ich bin da echt ein Held, so ein Mist!
Ich habe mit einer Freundin darüber gesprochen, dass er sich an Bildern und Videos aufgeilt, auf denen Analsex zu sehen ist. Die grinste mich an und fragte mich, was dabei wäre, sie würde es auch tun. Diese Bilder werden von ihr und ihrem Partner allerdings gleich umgesetzt. Prima, ich habe ja so rein theoretisch auch kein Problem damit, aber mit der Praxis. Ich kann das nicht, weil es mir weh tut.
Wir haben am Anfang unserer Beziehung natürlich alles ausprobiert, er hat direkt gesagt, dass er Anales ziemlich geil findet und ich habe dabei die Nase gerümpft habe und meinte, dass das wohl unsere letzte Exkursion in diese Welt war. Schmerzhaft und ekelig, da sich mir bei dem Gedanken an Fäkalien in diesem Bereich der Magen umdreht. Also ist bei mir diese unsagbare Eifersucht auf diese geldgeilen Luder im Video, dass die etwas können und ausleben, was mir meinen Mann aufgeilt und ich ihm niemals bieten werden kann. Und diese Angst, dass dies mal nicht mehr zweitrangig ist und er mich wegen dieser Sache verlässt. Ich liebe ihn, einen besseren Partner werde ich nie mehr finden.
Danke dir, Alberta

Liebe Alberta,
gut, dass ich nochmal nachgefragt habe… Wie mir scheint, musst du dir gar nicht so einen Kopf machen. Die zentrale Stelle in deinem Brief ist diese hier:
„Er soll sich in einem Bordell austoben, alles das tun, was er glaubt, bisher versäumt zu haben. Aber dann steht er nur da und sagt mir, dass er das gar nicht nötig habe, weil ich die Frau sei, die er liebe und mit der er glücklich sei. Der Sex wäre da zweitrangig.“
Es ist im Prinzip goldrichtig, dass du ihm zugestanden hast, seine Sonderwünsche in einem Bordell auszuleben. Halte ihm diese Option auch weiterhin offen, denn Verbote bewirken ja nur, dass es für ihn noch reizvoller wird und du zum Buhmann bzw. zur „Buhfrau“ wirst. Gleichzeitig solltest du ihm auch einfach glauben und vertrauen, dass er sich seine Sonderwünsche nicht bei anderen Frauen holen wird. Erstens: wie er sagt, steht Sex nicht an erster Stelle, sondern du. Zweitens, und das weiß er sicherlich, der Partner kann einem nicht ALLE Wünsche erfüllen. Manche hätten gern einen blonden oder gertenschlanken oder super sportlichen Partner und bleiben doch bei dem Partner, der diese Eigenschaften nicht hat. Gut, wenn es um grundlegende Dinge geht wie Harmonie, gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Zukunftspläne usw. – das ist was anderes. Aber diese Dinge stimmen bei euch ja.
Drittens, und das weiß er sicher auch, es ist extrem unwahrscheinlich, dass er eine Partnerin findet, die a) richtig gut zu ihm passt und gleichzeitig b) auf Fäkalsex steht. Gut, eine für Analsex findet er schon eher, aber hierzu möchte ich dir folgendes sagen: Extrem viele Männer stehen auf Analsex, ich schätze, mindestens zwei Drittel. Dem gegenüber gibt es nur ca. 5 – 10 % Frauen, die wirklich drauf stehen, und weitere c. 10 %, die´s ihm zuliebe ab und zu mitmachen. Wenn also alle Männer, die Analsex wollen, ihre Partnerinnen verließen, die ihn nicht wollen, gäbe es recht wenig Paare. Die Männer finden sich damit ab, dass ihre Partnerinnen das nicht wollen, denn es gibt ja noch jede Menge andere nette Sachen, die man beim Sex machen kann.

„Also ist bei mir diese unsagbare Eifersucht auf diese geldgeilen Luder im Video, dass die etwas können und ausleben, was mir meinen Mann aufgeilt und ich ihm niemals bieten werden kann. Und diese Angst, dass dies mal nicht mehr zweitrangig ist und er mich wegen dieser Sache verlässt.“
Sei nicht albern. Porno ist das eine, Realität das andere. Jeder Mann, der nicht ganz blöd ist, weiß das. Man kann ein Leben lang von einem Ferrari träumen und doch akzeptieren, dass man nie einen haben wird. Man hat ja immer die Option offen, sich wenigstens mal einen zu mieten. Allein das ist meist schon so tröstlich, dass einem der Gedanke reicht.
Also hör bloß auf, dich mit seinen Sonderwünschen verrückt zu machen. Jeder Mensch hat beim Sex ab und zu Dinge im Kopf, die nichts mit dem Partner zu tun haben. Dein Dich-Reinsteigern führt nur dazu, dass du dir (und z.T. sicher auch ihm) den Sex vermiest. Lass es los, akzeptiere es als eine Facette von ihm, die du eben nicht teilst. In einer liebevollen Partnerschaft muss man nicht alles teilen. Und hör auf, ihn diesbezüglich zu löchern und auszufragen und all das. Gib Ruhe – bei dir und bei ihm. Konzentriere dich lieber drauf, wie schön all die anderen Dinge mit ihm sind. Es ist wunderbar, dass ihr ja schon damit angefangen habt, euer Sexleben aufzufrischen. Das ist genau der richtige Weg! Bring da ruhig noch ein paar weitere Impulse ein – allerdings gemach, nicht dass er das Gefühl hat, du willst ihn sexuell „umbiegen“ oder machst jetzt krampfhaft einen auf „wir haben doch auch ohne deinen Schweinekram viel Spaß im Bett“.

Ferner könntest du was mit ihm absprechen, etwa: Du tolerierst seine Sonderwünsche, aber du willst nicht mit der Nase daraufgestoßen werden. Mach ihn darauf aufmerksam, dass er jedesmal, wenn er seiner Spezialneigung nachgibt (also bei Fäkalgeruch oder zu diesen Sachen im Internet onaniert), diesen Bereich in seinem Gehirn vergrößert bzw. festigt. Wenn er sich selber dafür schämt, dann will er diese Neigung bzw den Drang dazu vielleicht auch verkleinern? Das schafft er nur, indem er dem Drang ganz freiwillig widersteht und die Bilder im Kopf gleich durch andere (erotische) Bilder ersetzt.
Alles Gute,
Beatrice Poschenrieder

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