5 Jahre verheiratet und noch nie Sex, meine Frau hat panische Angst

Sie ist immer noch jungfräulich wegen ihrer Angst vorm ersten Mal

Hallo Beatrice,
ich schreibe Dir wegen eines großen Problemes. Ich bin 28, 7 Jahre mit meiner Frau zusammen, davon 5 Jahre verheiratet. Wir sind beide noch Jungfrauen. Sie hat panische Angst vor dem Eindringen und ich kann nur bis zum Jungfernhäutchen eindringen, dann drückt sie ihre Hand auf meinen Oberkörper oder Bauch und drückt mich weg.
Sie hat schon überlegt, ob sie das nicht ärztlich wegmachen lassen sollte. Sie geht seit Jahren nicht zum Frauenarzt, weil sie sich schämt, noch Jungfrau zu sein. Eine Sitzung bei einer Paartherapie haben wir auch gemacht, aber das ist alles für die Katz, weil das das Problem auch nicht behebt. Sie sagt mir ja immer, dass es an ihr liegt und sie es überwinden muss, obwohl ich oft denke, ob sie nicht auch so scharf auf mich ist, dass sie sich überwinden kann.
Langsam habe ich aber Zweifel, ob ich das noch erlebe.
Sie hat mir sogar mal gesagt, dass sie manchmal gehofft hätte vergewaltigt zu werden, damit sie das Problem nicht mehr hätte.
Ich fühle mich sehr schlecht, da alle, die ich kenne, schon Sex und Kinder haben und ich Trottel zwar schon lange verheiratet bin, aber noch nicht mal normalen Sex gehabt habe, geschweige denn mal das ausleben kann, was ich mir sexuell vorstelle. Ich bin manchmal so sauer. Wir hatten beide vorher keine Beziehung, deshalb kann ich mir schwer eine Trennung vorstellen, da wir mit der Partnersuche überhaupt nicht vertraut sind. Das Zweite ist, dass die Missionarsstellung irgendwie nicht so geeignet ist, da die Scheide so abknickt. Meine Frau ist nach dem Probieren immer richtig deprimiert. Macht man´s in einem Schwung oder Stück für Stück?
Naja, Stück für Stück bringt nichts, da wir ja nur immer bis zum Häutchen kommen.
Irgendwie stinkt mich dieses Rumprobieren an und das wohl auch, weil immer dazwischen erstmal 4 Wochen nichts passiert und wir wieder von vorne anfangen müssen.
Ich weiß überhaupt keinen Weg mehr aus der Misere. Ich glaube, meine Frau leidet darunter auch sehr, lässt sich das aber nicht anmerken.
Sie hat mir sogar schon die Erlaubnis gegeben fremdzugehen. Zumindest wird sie mich deswegen nicht verlassen.
Ich komme mir so unnormal vor und frage mich ständig: warum ich?
Bitte gib mir mal einen Rat aus Frauensicht. Unsere Beziehung belastet das ganz schön, da ich dadurch nicht mehr so ausgeglichen bin wie früher, meiner Frau oft Vorwürfe mache und manchmal deswegen schlechte Laune habe. Vor allem, wenn man das im Fernseher und im Internet ständig irgendwie zu sehen bekommt.
Vielen Dank,
Henry (28)

Lieber Henry,
lieber riskiert sie eure Ehe, als dass sie einmal zum Frauenarzt geht??!! Du meine Güte, die meisten Frauen rennen mindestens einmal im Jahr zum Gynäkologen und geben ihr Intimstes preis. Und die deine geht nie??!! Es ist auch für ihre Gesundheit sehr wichtig, dass sie sich untersuchen lässt.
Ich finde auch nicht, dass sie sich schämen muss. Es gibt gar nicht so wenige Frauen, die in dem Alter noch Jungfrau sind. Und es ist kein Problem, das Jungfernhäutchen unter lokaler Betäubung zu verkleinern / abzutragen (je nachdem, welche Form es hat).
Lest dazu bitte diesen Brief: «Jungfernhäutchen/ Hymen: Wie sieht das eigentlich aus und wo reißt es ein?»
Dieser kleine Eingriff tut nicht weh, außer die Betäubungsspritze, und das ist ja nur ein Pieks, der einen Bruchteil einer Sekunde dauert.
Vielleicht kann sie sich von einer Freundin eine einfühlsame Frauenärztin empfehlen lassen (ich schätze, bei einer Ärztin würde sie sich nicht ganz so sehr schämen). Biete ihr an, sie zu begleiten und ihre Hand zu halten, falls sie das will.

Ich weiß auch nicht, ob es eine gute Idee ist, wenn ich dir Stellungen sage, in denen du sie besser entjungfern kannst. Denn bei dem Horror, den sie davor hat, könnte dieses Erlebnis (also eine schmerzhafte Entjungferung) ihr den Sex mit dir für lange Zeit vermiesen. Von daher halte ich den Eingriff durch eine “neutrale” Person für besser.
Es gibt nette Frauenärztinnen, die sehr verständnisvoll sind und hat schon viel Schlimmeres gesehen (und behandelt) haben als Jungfrauen über 20. Auf Wunsch behandeln die meisten es auch ganz diskret, also ohne es über die Krankenkasse abzurechnen.
Und um das Thema Sex endlich mal in der Praxis anzugehen, wäre es sehr gut, ihr lest zusammen ein gutes Buch für Sex-Einsteiger, einfach um ein bisschen mehr Wissen zu bekommen (realistisches Wissen, nicht so Zeug, wie man´s manchmal im Internet zu lesen kriegt!):
«Make Love: Ein Aufklärungsbuch».
Liebe Grüße,
Beatrice Poschenrieder
((Die Fortsetzung zu diesem Brief – wie ein ein Jahr später um das Paar stand – gibt es hier…))

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